Schlichtung bringt Lufthansa etwas Ruhe

von Redaktion

VON CHRISTIAN EBNER

Frankfurt – Lufthansa-Passagiere können aufatmen. Zumindest für Ostern und die Tage danach drohen bei der Kerngesellschaft des größten Luftverkehrskonzerns Europas keine neuen Streiks. Doch die von Schlichtern erreichte Einigung mit Verdi für das Bodenpersonal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Konzern mit seinen vielen Tarifpartnern weitere Konflikte schwelen.

Für die rund 25 000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa-Mutter in Deutschland gibt es nach erfolgreicher Schlichtung nun über einen Zeitraum von 24 Monaten im Schnitt 12,5 Prozent mehr Geld, wie beide Seiten am Donnerstag berichteten. Sockelbeträge in beiden Stufen sorgen dafür, dass die unteren Gehaltsgruppen überdurchschnittlich profitieren mit bis zu 18 Prozent. Dazu kommen weitere Zulagen und eine zweigeteilte Inflationsprämie von insgesamt 3000 Euro. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits für einen unbefristeten Streik ausgesprochen hatten.

Es ist die Vielzahl der Flugbetriebe und Gewerkschaften, die das Tarifleben bei der streikempfindlichen Lufthansa so schwer macht. Die Schlichter Bodo Ramelow und Frank-Jürgen Weise hatten noch die Hoffnung geäußert, der mühsam erreichte Kompromiss für das Bodenpersonal möge Ausgangspunkt für eine „neue Lufthansa“ sein, die einig gegen die teils unfair subventionierte Konkurrenz anfliege. Doch einfach wird das nicht.

Trotz der Einigung mit dem Bodenpersonal gibt es nämlich weitere Konfliktfelder. So haben die rund 19 000 Flugbegleiterinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Lufthansa Cityline bereits eine Urabstimmung und eine erste Streikrunde hinter sich. Die Verhandlungen laufen seitdem weiter. Auch mit der Kabinengewerkschaft Ufo wird verhandelt. Sie will an Ostern nicht streiken, aber nach den Feiertagen „um eine Lösung am Verhandlungstisch ringen“. Ein Ergebnis ist vorerst nicht absehbar. Ufo hat 15 Prozent mehr Geld gefordert. Außerdem will die Gewerkschaft noch eine Inflationsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. Ihren Streik gerade erst beendet haben die österreichischen Kollegen von Austrian Airlines, die Anfang April über weitere Maßnahmen beraten wollen.

Noch mehr Sprengstoff birgt der Konflikt um die relativ junge Ferienflugtochter Discover Airlines, die auch knapp drei Jahre nach ihrer Gründung noch keine Tarifverträge für ihre rund 2000 Beschäftigten hat. Sowohl die Piloten der Vereinigung Cockpit als auch das von Ufo organisierte Kabinenpersonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke für Mantel und Vergütung zu erzwingen. Bislang ohne Erfolg, zumal die Lufthansa dem Vernehmen nach auch mit Verdi über mögliche Tarifverträge bei der Tochter spricht. Sollte Verdi den Zuschlag bekommen, wäre das Verhältnis mit den beiden anderen Gewerkschaften, die vor allem bei der Kern-Airline stark sind, erheblich belastet.

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