München – In einigen Branchen nimmt der Optimismus zu, insgesamt herrscht in den Chef-Etagen der bayerischen Unternehmen aber wenig Zuversicht. „Die Stimmung in der Bayerischen Wirtschaft ist weiterhin angeschlagen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), Manfred Gößl, gestern bei der Präsentation des BIHK-Konjunkturindex in München.
3500 Unternehmen hatten sich nach BIHK-Angaben an der Umfrage beteiligt, in Zahlen sieht das Ergebnis so aus: Der Konjunkturindex kletterte verglichen mit der Umfrage zu Jahresbeginn um sechs Punkte auf 107 Zähler. Immerhin ein kleiner Anstieg. Allerdings blieb der Index das dritte Mal in Folge unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 112 Punkten.
Ein Blick ins Detail verrät, warum der BIHK-Index im Frühjahr leicht gestiegen ist. Es seien die Dienstleister, die für den Anstieg gesorgt hätten, sagte Gößl. „Eine Hoffnungsbranche ist der Tourismus.“ Ausgehend von der bestehenden guten Buchungslage blicke die Branche zuversichtlich auf das Sommer-Geschäft. „Wer jetzt noch nicht gebucht hat für einen Urlaub in Bayern, der sollte das jetzt tun.“
In anderen Branchen sieht es trüber aus: „Die Industrie meldet die schlechteste Lage seit der Corona-Pandemie im Herbst 2020“, sagte Gößl. Am Montag hatte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ihren Konjunkturindex veröffentlicht und ein ähnlich trübes Stimmungsbild vermittelt. Während der vbw-Index auf der Basis von 31 einzelnen Konjunkturindizes berechnet wird, handelt es sich beim BIHK-Konjunkturindex um eine Umfrage – nach Angaben des BIHK die größte Konjunkturbefragung im Freistaat.
Dreimal im Jahr befragen die Industrie- und Handelskammern im Freistaat ihre Mitgliedsbetriebe sowohl nach ihrer aktuellen Geschäftslage als auch nach ihren Zukunftserwartungen. Aus den Umfragewerten berechnen die BIHK-Volkswirte den Index.
Und die aktuellen Rückmeldungen zeigen, dass es eine weitere Branche gibt, in der sich die Stimmung zumindest leicht verbessert hat: Die Bauwirtschaft. Gößl sagte, dass dafür vor allem der Tiefbau dank des milden Frühjahrs verantwortlich sei. Zum Tiefbau zählen etwa der Straßenbau oder Bauarbeiten, bei denen Kabel unter der Erde verlegt werden. Im Hochbau, zu dem auch der Wohnungsbau gehört, sieht es laut Gößl anders aus: „Der Wohnungsbau in diesem Jahr wird ein Desaster werden.“ Und da Wohnraum fehle, dürften die Mieten in einer Zuzugsregion wie München weiter steigen, sagte der BIHK-Chef voraus.
Gößl forderte die Politiker auf, die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern, etwa durch wettbewerbsfähige Steuern und dauerhaft bessere Abschreibungen. Genauso müsse die Politik die Produktivität erhöhen. Gößl nannte in diesem Zusammenhang eine zentrale politische Forderung: „Bürokratieabbau, Bürokratieabbau, Bürokratieabbau.“ SEBASTIAN HÖLZLE