Stromleitungen sollen dem Markt zusammenhalten. © dpa
Kiel/München – Nach Ansicht zweier großer Bezirke des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gefährdet eine Teilung des deutschen Strommarktes in verschiedene Preiszonen Wohlstand und Beschäftigung in Deutschland. Der Vorschlag von unterschiedlichen Strompreiszonen aus Schleswig-Holstein verunsichere Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, teilten die Bezirke Bayern und Nord am Dienstag mit. Die norddeutschen Länder wollen mithilfe von Zonen günstigere Strompreise für ihre Bürger erreichen, die Südländer sind dagegen.
„Die Initiative von Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) bringt zusätzlich Verunsicherung und damit Risiken für den Standort Deutschland sowohl im Norden als auch Süden“, sagte Laura Pooth, Bezirksvorsitzende des DBG Nord. Zugleich erwarten die Gewerkschaften, dass sich die am Mittwoch in Kiel beginnende Energieministerkonferenz für eine Reform der Schuldenbremse einsetze. So sind laut DGB nicht nur Investitionen in die Energiewende selbst, aber etwa auch in Mobilität und Infrastruktur notwendig. Der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl, forderte von der bayerischen Staatsregierung, „Scheindebatten rund um die Atomkraft endlich zu beenden und den notwendigen Windkraft- und Netzausbau weiter voranzutreiben“.
Hintergrund des Konflikts ist das Gefälle in der Erzeugung Erneuerbarer Energien. Während der Norden die Windkraft weit über den eigenen Bedarf ausbaut, war der Bau von Windrädern in Bayern seitens der Staatsregierung 2014 de facto unterbunden worden. Die Stromüberschüsse aus dem Norden können mangels geeigneter Leitungen aber noch nicht in den Süden geliefert werden. Die große Menge grüner Energie könnte im Norden für günstigeren Strom sorgen. Trotz der physischen Teilung gilt in Deutschland aber ein einheitlicher Börsenstrompreis, von dem vor allem die Südländer profitieren. Auch die zuständige EU-Wettbewerbsbehörde ermittelt aktuell wegen dieses künstlichen Einheitsmarktes. Als Lösung gelten die aktuell im Bau befindlichen Gleichstrom-Übertragungsleitungen.
MAS/DPA