Wiesbaden – Nach einem leichten Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn scheint ein Ende der Konjunkturflaute in Deutschland in Sicht. „Nachdem das BIP zum Jahresende 2023 zurückgegangen war, startete die deutsche Wirtschaft mit einem positiven Vorzeichen ins Jahr 2024“, erläuterte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Große Sprünge trauen Volkswirte Deutschland im laufenden Jahr allerdings nicht zu. Sie verweisen unter anderem auf strukturelle Probleme wie den Fachkräftemangel. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal nach Angaben der Statistiker gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Die Behörde bestätigte vorläufige Angaben. Deutschland lag damit leicht unter dem EU-Durchschnitt von 0,3 Prozent. Deutlich besser lief es in Spanien mit einem Plus von 0,7 Prozent. In Frankreich (0,2 Prozent) und in Italien (0,3 Prozent) wuchs die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal in ähnlichem Maß wie in Deutschland.
Getragen wurde das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft zu Jahresbeginn von den – dank milder Witterung – gestiegenen Bauinvestitionen (plus 2,7 Prozent) und einem Anziehen der Exporte. Die privaten Konsumausgaben als wichtige Konjunkturstütze sanken hingegen trotz der nachlassenden Inflation preis-, saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent. Verbraucher setzten den Angaben zufolge unter anderem bei Nahrungsmitteln und Bekleidung den Rotstift an. Die Hoffnungen für die kommenden Monate ruhen dennoch auf dem Privatkonsum angesichts gestiegener Löhne und der abgeschwächten Inflation. Niedrigere Inflationsraten können die Konsumlust ankurbeln. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung machte auf Basis einer Umfrage mit 9600 Teilnehmern jüngst Indizien für eine „bevorstehende Konsumwende“ aus.
Einen kräftigen Aufschwung erwarten Volkswirte im Gesamtjahr allerdings nicht. „Die bekannten strukturellen Schwächen Deutschlands werden nicht über Nacht verschwinden und das Tempo einer Erholung bremsen“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Wirtschaftsverbände verweisen auf hohe Energie- und Personalkosten, Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie. Dazu komme eine im internationalen Vergleich hohe Steuerlast.