München – Baufirmen im Freistaat brechen die Geschäfte weg: „Der Konjunktureinbruch ist nun auch im bayerischen Baugewerbe angekommen“, sagte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen gestern in München und verwies auf die Frühjahrsumfrage der Innung, an der 400 Baufirmen aus dem Freistaat teilgenommen hätten. Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe (54 Prozent) bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage demnach als schlecht und nur 13 Prozent mit „gut“. Fast jedes zweite Unternehmen (44 Prozent) rechnet den Angaben zufolge für das kommende Halbjahr mit einer weiteren Verschlechterung seiner Geschäftslage, zehn Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
„Wir haben davor gewarnt, aber die Politik hat tatsächlich zu wenig getan, um eine Trendwende herbeizuführen“, kritisierte Schubert-Raab. Von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geplante Infrastrukturkürzungen seien „absolutes Gift“. Dabei seien in Deutschland 400 Brücken sanierungsbedürftig. Auch kritisierte Schubert-Raab eine „Flut von Vorschriften“.
Die Umfrage lässt laut Schubert-Raab auch den Schluss zu, dass bei etlichen Baufirmen die Kosten gestiegen sind, die Preise aber gleich bleiben oder sogar perspektivisch sinken werden. Es werde zu Preisen gebaut, die für viele Baufirmen nicht mehr kostendeckend seien, sagte Schubert-Raab.
Was Schubert-Raab noch positiv stimmt, ist die Tatsache, dass 55 Prozent der befragten Baufirmen 2024 die Zahl ihrer Lehrlinge trotz der Umstände halten wollten, 20 Prozent wollten die Zahl der Lehrlinge sogar erhöhen. „Die Unternehmen tun alles, um ihre Beschäftigten zu halten“, sagte Schubert-Raab und deutet dies als vorsichtigen Optimismus der Firmen, dass sich die Baukonjunktur auch wieder erholen könnte. Voraussetzung dafür sei aber ein antizyklisches Verhalten des Staates.
Schubert-Raab forderte die zuständigen Bundes-, Landes und Kommunalpolitiker auf, keinesfalls bei den Investitionen den Rotstift anzusetzen. Er betonte, dass es nicht nur um die Baufirmen gehe, sondern dass es sich angesichts einer maroden Infrastruktur und eines großen Mangels an Wohnungen dabei um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handele.
SH