Der niederländische Tennet-Konzern betreibt in Deutschland Stromnetze in einer Zone zwischen der Nordsee und der österreichischen Grenze. © Imago
Berlin/Den Haag – Der Ausbau der Stromnetze in Deutschland kostet Milliarden – der niederländische Netzbetreiber Tennet wollte deswegen sein deutsches Stromnetz an den Bund verkaufen. Die Verhandlungen darüber aber sind nun gescheitert. Die Bundesregierung habe mitgeteilt, dass sie die Transaktion aufgrund von Haushaltsproblemen nicht durchführen könne, teilte Tennet am Donnerstag mit. Gesucht wird nun nach einem „Plan B“. Dabei könnte es auch um eine Minderheitsbeteiligung des Bundes an Tennet gehen.
Die Verhandlungen zwischen der Tennet Holding und der staatlichen Förderbank KfW im Auftrag der Bundesrepublik über einen vollständigen Verkauf von Tennet Deutschland seien ergebnislos beendet worden, teilte Tennet mit. Der niederländische Finanzminister Steven van Weyenberg zeigte sich enttäuscht. Für den niederländischen Staat entstehe nun eine Haushaltslücke von rund 1,6 Milliarden Euro, heißt es in einem Schreiben des Ministers ans Parlament in Den Haag.
Der niederländische Staat ist Eigentümer der Tennet-Muttergesellschaft. Den Niederlanden waren die Kosten des Netzausbaus in Deutschland zu teuer geworden. Tennet hatte daher den Wunsch nach einer Übernahme seines deutschen Netzes durch den Bund publik gemacht.
Es würden nun Alternativen für den Verkauf des deutschen Stromnetzes des niederländischen Betreibers geprüft, sagte Finanzminister van Weyenberg. Tennet halte in der Zwischenzeit an seinen umfangreichen Investitionsplänen in beiden Ländern fest und werde dabei vom niederländischen Staat unterstützt. Dieser habe Tennet kürzlich ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von 25 Milliarden Euro für die Jahre 2024 und 2025 gewährt.
Der Tennet-Erwerb sollte ein wesentlicher Schritt sein auf dem Weg zu einer deutschen „Netz AG“, bei der der Bund Anteile an allen deutschen Übertragungsnetzbetreibern halten und mehr Kontrolle über den Stromnetzausbau erlangen könnte. Habeck sagte am Rande einer Ostasien-Reise in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, er bedauere, dass es nicht gelungen sei, die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW in einer Gesellschaft zusammenzufassen. Dies hätte den Strom in Deutschland am Ende günstiger gemacht, weil man Synergien etwa bei der Beschaffung hätte herstellen können.
Aus Kreisen des Finanzministeriums hieß es mit Blick auf Kritik etwa des DGB, ein Kauf von Tennet sei nicht an der Schuldenbremse gescheitert.
Über die KfW ist der Bund mit 20 Prozent am Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz beteiligt. Der Bund ist zudem über die KfW mit 24,95 Prozent beim Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW eingestiegen – der Hauptanteilseigner ist der EnBW-Konzern.
Tennet hatte den deutschen Teil seines Netzes 2010 von Eon übernommen und betreibt das Netz in der flächenmäßig größten von vier Zonen. Das Gebiet reicht von der Nordsee bis zur österreichischen Grenze.