Wie Deutschland wohnt und heizt

von Redaktion

Wärmepumpen sind in Deutschland selten. Nur drei Prozent der Haushalte heizten 2022 mit dieser Technologie. © IMAGO

München ist in Deutschland die teuerste Stadt für Mieter. 12,98 Euro kalt kostet hier der Quadratmeter. © IMAGO

Heizölland Bayern: 29 Prozent der Haushalte im Freistaat heizen mit Öl, im bundesweiten Schnitt sind es 19 Prozent. © IMAGO

Berlin – Drei Viertel aller Wohnungen sind in Deutschland 2022 mit Gas oder Öl beheizt worden. Das zeigen die ersten Ergebnisse des Zensus 2022, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurden. Diese gehen zurück auf eine Befragung von Besitzern von Gebäuden und Wohnungen.

Demnach hat erst ab dem Baujahr 2010 der Anteil der Wärmepumpen zugenommen. Trotzdem blieb der Anteil der Haushalte, die mit einer Wärmepumpe heizen, in Deutschland mit drei Prozent gering. In Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland war jeweils mehr als jede vierte Wohnung mit einer Ölheizung ausgestattet, während diese Energiequelle in den östlichen und nördlichen Bundesländern unterdurchschnittlich genutzt wurde.

■ Erneuerbare spielen kaum eine Rolle

Für Bayern gilt auch: Gas ist beim Heizen zwar der häufigste Energieträger, verglichen mit dem Rest Deutschlands ist der Gas-Anteil aber gering. Während im bundesweiten Durchschnitt 56 Prozent aller Wohnungen mit Gas beheizt werden, sind es im Freistaat lediglich 42 Prozent (siehe Grafik). Beim Heizöl ist es genau umgekehrt: Während 19 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Öl heizen, sind es in Bayern 29 Prozent.

Fernwärme ist den Angaben zufolge vor allem in Hamburg (35 Prozent) und Berlin (43 Prozent) weit verbreitet. In Schleswig-Holstein und den östlichen Ländern lag der Anteil von Wohnungen, die mit Fernwärme beheizt wurden, 2022 zwischen 21 und 34 Prozent. Erneuerbare Energiequellen spielen nach Angaben der Statistiker zum Heizen von Wohngebäuden bislang nur eine untergeordnete Rolle. Vier Prozent der Wohnungen werden mit Holz oder Pellets beheizt. In drei Prozent der Wohnungen nutzt man dafür Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme.

■ Hohe Mieten in Bayern

Der Zensus gibt außerdem Einblicke, wie viel Mieter in Deutschland für ihre Wohnungen bezahlen müssen. Im Jahr 2022 zahlten sie durchschnittlich 7,28 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Wohnungen in Sachsen-Anhalt waren demnach mit durchschnittlich 5,38 Euro pro Quadratmeter am günstigsten. Wenn man auf die Bundesländer schaut, war die Nettokaltmiete in Hamburg mit 9,16 Euro pro Quadratmeter am höchsten, gefolgt von Mieten in Bayern mit 8,74 Euro, Hessen (8,21 Euro) und Baden-Württemberg (8,13 Euro).

■ Mieterbund fordert Begrenzungen

Unter den Städten war München mit 12,98 Euro kalt pro Quadratmeter die teuerste Stadt, vor Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart (10,39 Euro) und Heidelberg (10,02 Euro).

„Das sind erschreckende Zahlen, die nur eine Konsequenz nach sich ziehen können: Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und zwar sofort.“, sagte der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten. Die Bundesregierung müsse sich hierzu endlich durchringen. „Was wir brauchen, ist eine echte Wohnungsbauoffensive, begleitet von ambitionierten Mietrechtsreformen“, sagte der DMB-Präsident.

■ Berlin günstiger als München oder Frankfurt

Berlin lag 2022 mit durchschnittlich 7,67 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter laut Zensus-Daten eher im Mittelfeld. In Potsdam, wo auch zahlreiche in Berlin arbeitende Menschen wohnen, wurde ein Mittelwert von 7,85 Euro ermittelt – der höchste Wert in einer ostdeutschen Großstadt. Die Großstadt mit den günstigsten Mieten bundesweit ist laut Zensus-Daten Chemnitz, wo Mieter zum Stichtag durchschnittlich 5,26 Euro pro Quadratmeter im Monat bezahlten.

■ Wohnungen in Häusern aus den 70ern unbeliebt

Im Westen sind die Mieten den Angaben zufolge in Gebäuden, die in den 1970er-Jahren errichtet wurden, besonders günstig. Im Osten findet man die niedrigsten Mieten in Wohngebäuden aus den 1980er Jahren.

Wie groß die Unterschiede sind, zeigt sich nach den Berechnungen der Experten etwa in Berlin, wo die durchschnittliche Nettokaltmiete für eine Wohnung in einem Gebäude aus den 1980er-Jahren zum Zeitpunkt der Erhebung bei 6,42 Euro pro Quadratmeter lag. In Wohngebäuden, die seit 2016 errichtet wurden, mussten Mieter dagegen im Schnitt 12,64 Euro pro Monat zahlen. In Hamburg wohnen die Menschen, die es sich leisten können, besonders gerne in Altbauten, stellten die Statistiker fest. Wohnungen mit einem Baujahr vor 1919 sind in Hamburg demnach mit durchschnittlich 11,05 Euro pro Quadratmeter fast so teuer wie Wohnungen, die ab 2016 fertiggestellt wurden (11,78 Euro). Die Zahl der Wohnungen insgesamt lag zum Stichtag 2022 bei 43,1 Millionen und wuchs damit seit dem Zensus 2011 um 2,5 Millionen an.

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