GASTKOMMENTAR

Energiewende – der ganz normale Wahnsinn

von Redaktion

Murnau – Mit der Umsetzung der Energiewende hat die Politik alle marktwirtschaftlichen Prinzipien für den Strommarkt außer Kraft gesetzt. Ab 2022 erhöhen die Subventionen für regenerative Energien nicht mehr den Strompreis, sondern werden vom Steuerzahler übernommen. Im Bundeshaushalt ist dafür für das Jahr 2024 ein Budget von 10,6 Mrd. € vorgesehen. Wie Medien in den letzten Tagen berichten, werden jedoch stattdessen voraussichtlich knapp 20 Mrd.€ für diese Subventionen benötigt. Vermutlich ist ein Nachtragshaushalt erforderlich.

Die Kapazität der regenerativen Stromerzeugung liegt inzwischen bei fast dem Dreifachen des maximalen Strombedarfs in Deutschland. „Experten“ für regenerative Energien gehen davon aus, dass sie sogar bis zum Sechsfachen des maximalen Strombedarfs weiter ausgebaut und gefördert werden sollen. Die Frage ist, was das für Konsequenzen für den Strommarkt hat. Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, geht bereits heute der Strompreis an der Strombörse gegen null und wird einmal pro Woche sogar negativ. Die dafür anfallenden negativen Erlöse der vom Ausland abgenommenen Stromlieferungen belasten den deutschen Steuerzahler. Hinzu kommen außerdem die Ausgleichszahlungen für die große Differenz des niedrigen Börsenstrompreises zu den mit den regenerativen Stromerzeugern für 20 Jahre kontrahierten Festpreisen pro kWh. Es ist leicht ersichtlich, dass bei weiter stark ansteigender installierter Leistung von regenerativen Energien die Steuerbelastung ungeahnte Höhen erreichen wird. Auch für den Fall, dass die kontrahierten Preise an der Strombörse überschritten werden, profitieren die regenerativen Stromerzeuger, die dann die höheren Börsenpreise einstreichen. Die EU hat diese Praxis längst abgeschafft. Bei uns wird das aber nicht umgesetzt. Angeblich gebe es dafür einen Bestandsschutz. Dies war auch der Grund, dass in 2023 aufgrund der plötzlich gestiegenen Gaspreise die Strompreise explodierten und die Betreiber von regenerativen und konventionellen Stromerzeugungsanlagen riesige Sondergewinne zulasten der Stromkunden eingefahren haben.

Große Begünstigte dieser jetzigen Fehlentwicklung sind die Industrie und Stromverkäufer, die Zugang zur Strombörse haben. Sie können Strom nun zulasten des Steuerzahlers zu niedrigsten Preisen einkaufen. Ein subventionierter Brückenstrompreis, wie von Minister Habeck gefordert, ist nicht mehr erforderlich. In Norddeutschland hat man hohe Überkapazitäten an Windanlagen zugelassen, die derzeit ihre Stromproduktion nicht an die Orte des Strombedarfs weiterleiten können. Die dafür notwendigen milliardenschweren Übertragungs- und Verteilungsnetze sind erst im Bau. Die Netzbetreiber müssen deshalb Windanlagen regelmäßig vom Netz nehmen. Bezahlt werden müssen sie aber trotzdem. Man nennt das Redispatch. Die anfallenden Milliardenbeträge belasten die Netzkosten, die auf die Stromkunden umgelegt werden.

Die regenerativen Stromerzeuger können auch in Zukunft keine gesicherte Stromversorgung bieten. Deshalb soll für die Reservehaltung eine Vielzahl offener Gasturbinen, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden sollen, installiert werden. Ein Konzept dafür gibt es bis heute nicht, obwohl 2030 nur noch regenerative Erzeugungsanlagen am Netz sein sollen. Von den sehr hohen Kosten eines Einsatzes von grünem Wasserstoff einmal abgesehen, ist bis heute nicht belegt, dass dieser Betrieb im großen Maßstab überhaupt funktioniert.

Mit steigendem Anteil der Stromerzeugung aus regenerativer Energie verliert die Strombörse ihre Funktion, weil der Börsenstrompreis dann dauerhaft gegen null geht. Stromkunden und/oder die Steuerzahler werden dann den ganz normalen Wahnsinn der neuen, heilen Stromwelt bezahlen müssen. Keine sehr schöne Aussichten für den Industriestandort Deutschland.

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