München/Berlin – Direkt nach der Fußball-EM geht es los: Die Deutsche Bahn beginnt mit der Sanierung ihrer Hochleistungsstrecken. Als erstes soll ab 15 Juli die Riedbahn Frankfurt-Mannheim fünf Monate komplett gesperrt und von Grund auf saniert werden. Für die Deutsche Bahn ist es ein Prestigeprojekt – die Unionsfraktion im Bundestag hat allerdings Zweifel, ob das Konzept aufgeht. „Es gibt viele Fragezeichen, ob diese pünktlich und mit möglichst wenig Sand im Getriebe umgesetzt werden können“, sagte der CSU-Verkehrspolitiker und Unionsfraktionsvize Ulrich Lange unserer Zeitung.
Lange moderierte gestern Nachmittag ein Fachgespräch zur Schieneninfrastruktur. Dort versuchte Markus Ksoll, Leiter des Ressorts Wirtschaft, Politik und Regulierung bei der DB, die Skepsis zu zerstreuen. Die Bahn habe sich „gut vorbereitet“. Bei den weiteren Sanierungen – insgesamt 41 sind geplant, einige auch in Bayern – sei man aber „vor Verlängerung nicht gefeit“. Eigentlich sollen die Sanierungen bis 2030 abgeschlossen sein. René Hagemann vom Hauptverband der deutschen Bauindustrie warnte vor Personalengpässen. Leitendes Personal sei knapp, die bis zu acht Sanierungen in einem Jahr gleichzeitig „problematisch“. Auch Arbeiter „an der Schiene“ seien schwer zu finden, der harte Job im Freien „unbeliebt“. Dennoch führe an den Sanierungen kein Weg vorbei, sagte Roger Mahler von Metrans Rail, einer Bahntochter des Hamburger Hafens. Er sieht Probleme bei den notwendigen Umleiterstrecken. So werde ein Güterzug während der Sperrung von Hamburg-Berlin von der Hansestadt nach Dresden statt acht dann zwölf Stunden unterwegs sein. Daher werde man zwei Lokführer brauchen, was alles verteuert.
Für die Union ist die Planung nur ein Beispiel für die desolate Bahn. „Wir haben Chaos auf der Schiene“, sagte Lange mit Blick auf die Kritik, die jetzt zur Fußball-EM laut wird. Er forderte den Rücktritt von DB-Chef Richard Lutz und die Zerschlagung der DB AG – die Infrastruktur müsse in eine staatliche GmbH überführt werden. Es gibt auch Erwartungen an die Union: Sarah Stark vom Verband der Bahnindustrie in Deutschland forderte beim Fachgespräch, die Union müsse sich bewegen und einem mehrjährigen Fonds für Infrastruktur zustimmen. Es könne nicht sein, dass jedes Jahr neu über Geld für die Bahn diskutiert werde. „Die überjährige Finanzierung ist eines der drängendsten Probleme.“
DW