CCEP-Abfüllbetrieb in Fürstenfeldbruck von oben. © CCEP
Patricia Irion leitet das Coca-Cola-Abfüllwerk in Fürstenfeldbruck. Hinter ihr ist die Produktionslinie für PET-Pfandflaschen zu sehen, auf der neben Cola auch Fanta und andere Getränke abgefüllt werden. © Fotos: Astrid Schmidhuber
Fürstenfeldbruck – Etwas unscheinbar steht der geschwungene Coca-Cola-Schriftzug auf einem kleinen Empfangsgebäude in der Industriestraße in Fürstenfeldbruck, ein rotes Schild vor der Lkw-Einfahrt weist auf das eigentliche Unternehmen hin, das hier produziert: Coca-Cola Europacific Partners, abgekürzt CCEP. „Fürstenfeldbruck ist einer von weltweit 79 Abfüllstandorten von CCEP“, sagt Patricia Irion, Werksleiterin von CCEP in Fürstenfeldbruck.
Der börsennotierte Konzern aus Uxbridge bei London produziert Cola, Fanta, Sprite und andere Getränke der Coca-Cola-Familie, das Geschäftsgebiet erstreckt sich über Westeuropa und den pazifischen Raum, darunter Australien und Indonesien. 2023 wies das britische Unternehmen einen Umsatz von 18,3 Milliarden Euro aus.
Während die Marke Coca-Cola rund um den Globus zu den bekanntesten überhaupt zählt, ist CCEP ein weitgehend unbekannter Riese geblieben und nur Branchenkennern ein Begriff. Der Grund ist die Arbeitsteilung bei der Abfüllung: Der über 100 Jahre alte Coca-Cola-Konzern aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia kümmert sich um die Rezeptur, die Strategie und das globale Marketing, Geld verdienen die Amerikaner hauptsächlich mit der Vergabe von Lizenzen, die es lokalen Firmen erlaubt, die Getränke des Coca-Cola-Konzerns abzufüllen und zu verkaufen.
Für den deutschen Markt hat CCEP die Lizenz zum Abfüllen, 14 Standorte gibt es in Deutschland, Fürstenfeldbruck ist der südlichste. Seit 1972, dem Jahr der Olympischen Spiele in München, gibt es den Coca-Cola-Standort. Wer das Werk besichtigen will, muss strenge Sicherheitsvorschriften einhalten. Wegen des Gabelstapler- und Lkw-Verkehrs ist das Tragen einer neongelben Jacke Pflicht, auch Kopfschutz und Haarhaube sind vorgeschrieben – aus hygienischen Gründen, wie Patricia Irion betont.
Warum der Aufwand nötig ist, wird drinnen klar: Im Sekundentakt rattern frisch gespülte Flaschen über die Förderbänder, Fanta rein, Deckel drauf, Etikett auf die Flasche, fertig. Laufen alle drei Produktionslinien gleichzeitig, schafft das Werk nach eigenen Angaben 25 Flaschen pro Sekunde.
Zwei Linien sind für Pfandflaschen aus Glas und PET reserviert, eine Linie für Einwegflaschen aus PET. Während die Glasflaschen in der Gastronomie gefragt sind, gehen die Kunststoffflaschen meist an Kioske, Bäckereien und Supermärkte. Die großen 1,25-Liter-PET-Einwegflaschen landen dagegen meist bei bayerischen Discountern. Der Lieferradius erstreckt sich 200 Kilometer rund um Fürstenfeldbruck.
Eine der wichtigsten Zutaten: Zucker – trotz eines wachsenden Anteils von „Zero Sugar“-Produkten. „Wir bekommen rund zehn Lkw voll Zucker pro Woche“, sagt CCEP-Manager Simon Janelt. Gelagert wird der Zucker in einem Silo außerhalb der Produktionshalle, über ein Rohr wird er nach drinnen geleitet.
Zweite wichtige Zutat: Wasser. Einige CCEP-Werke in Deutschland haben eigene Brunnen gebohrt, in Fürstenfeldbruck ist das anders. „Wir verwenden Leitungswasser von den örtlichen Stadtwerken“, sagt Patricia Irion. Nach der Aufbereitung könne das Wasser in der Produktion genutzt werden.
Bleibt noch die wichtigste Zutat: Das Konzentrat für die Getränke, insbesondere für Coca-Cola. „Die Rezeptur ist geheim, auch wir wissen nicht, was drin ist“, sagt Patricia Irion. Sie öffnet eine mehrere Meter große Edelstahltür mit der Aufschrift „Kühllager“ und bittet unsere Fotografin, hier keine Bilder zu machen. Zu sehen gibt es ohnehin nicht viel: Der ganze Mythos Coca Cola reduziert sich hier auf ein fensterloses Hochregallager mit Paletten voller Kunststoffbehälter.
„Einmal in der Woche bringt ein Lkw aus Irland neues Konzentrat vorbei“, sagt Patricia Irion. „Das Konzentrat kommt direkt von Coca Cola.“ In Fürstenfeldbruck werde das Konzentrat – je nach Getränk mit oder ohne Zucker – zu einem Sirup verarbeitet, ergänzt Simon Janelt. Dann werde der Sirup im Verhältnis eins zu 5,5 mit dem Wasser gemischt und unter Druck mit CO2 versetzt, bevor es in die Abfüllung gehe.
„Nach großen Marketingkampagnen, wie aktuell zur Fußball-Europameisterschaft, steigt in der Regel die Nachfrage“, sagt Janelt – die 440 CCEP-Mitarbeiter in Fürstenfeldbruck sind dann gefragt. „Der größte Einflussfaktor ist aber das Wetter“, sagt der Manager. „An heißen Sommertagen wird nicht nur mehr getrunken, dann sind auch die kleinen 0,33- und 0,5-Liter-Flaschen mehr gefragt.“
Eine Besonderheit gibt es am bayerischen Markt: Bei Mezzo Mix spüre man die Konkurrenz lokaler Spezi-Hersteller, räumt Patricia Irion ein. Ein prominenter Wettbewerber ist etwa die Münchner Paulaner-Brauerei mit ihrem Spezi. Über eine mangelnde Auslastung ihres Werks kann sich Patricia Irion dennoch nicht beklagen: Die Gesamtproduktion an Getränken liege in Fürstenfeldbruck bei 175 Millionen Litern im Jahr. 74 Getränkelaster verlassen im Schnitt jeden Tag das Werk.