Die Partner des MVG-Projektes: MVG-Chef Ingo Wortmann, Jobcenter-Leiterin Anette Farrenkopf, Barbara Winter vom Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft und Wilfried Hüntelmann von der Agentur für Arbeit. © Foto: Marcus Schlaf
Abdulkarim Youssuf aus Eritrea darf schon jetzt Busse durch München steuern, Vassiliy Kupchik aus Kasachstan (hinten) ist noch in der Ausbildung. Davor hatte er viele Jobs, etwa als Hausmeister, Taxifahrer oder in einer Gießerei. © Foto: Marcus Schlaf
München – Vassiliy, Abdulkarim, Mohamad, Hussain und Habib: So heißen die Hoffnungsträger der MVG, deren Busse und Bahnen auch deshalb oft ausfallen, weil die Münchner Verkehrsgesellschaft einen notorischen Personalengpass hat. 40 Busfahrer fehlen akut, 100 Tram- und U-Bahn-Fahrer und 85 Werkstattarbeiter. „Wir brauchen alle, die für uns fahren wollen und können“, sagt MVG-Chef Ingo Wortmann.
Die MVG hofft, dass unter anderem Flüchtlinge die offenen Stellen besetzen. Elf Busfahrer mit Migrationshintergrund befinden sich gerade in Ausbildung oder Praktikum, sechs angehende U-Bahn-Fahrer und drei Trambahn-Fahrer. Fünf davon hat die MVG am Mittwoch bei einem Pressetermin vorgestellt, darunter Mohamad Zalti aus Syrien. Vor acht Jahren ist er als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. „Ich habe sofort angefangen Deutsch zu lernen und so schnell wie möglich gearbeitet“, erzählt der 31-jährige Vater zweier Kinder. Nach einem Job in einem Labor für Hörgeräte hat er vom Ausbildungsprogramm für Migranten bei der MVG erfahren. Seit Juli ist er nun dabei. Die Ausbildung gebe ihm und seiner Familie Perspektive und Sicherheit.
Das Projekt von MVG, Jobcenter, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Bayerischen Wirtschaft gibt es seit 2017. 41 Busfahrer wurden bereits ausgebildet und 23 U-Bahn-Fahrer, viele aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan. Der Job-Turbo der Bundesregierung, der Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt bringen soll, gibt der Ausbildung nun weiteren Schwung, etwa mit auf den Job ausgerichteten Sprachkursen, die vom BAMF gefördert werden. Die Ausbildung dauert nur sechs Monate und ist voll bezahlt. Das Besondere sei die Kombination aus Spracherwerb und Berufsqualifikation, sagt Anette Farrenkopf, Leiterin des Jobcenters München. „Arbeit ist der beste Sprachkurs – und die beste Integration.“
Abdulkarim Youssuf, der 2015 aus Eritrea über den Sudan und Italien nach Deutschland geflohen ist, hat die Ausbildung schon hinter sich. „Ich bin jetzt richtiger Busfahrer“, freut er sich. Auch er hat drei Kinder und braucht den Job. Und auch sein künftiger Kollege Mohamad Zalti will möglichst bald vorne in der Tram sitzen und Fahrgäste befödern, selbst, wenn er dafür Zungenbrecher wie „Rillenkratzer“ und „Weichenbesen“ lernen muss. Weg aus München will er nicht mehr. „Meine beiden Kinder sind hier geboren, das ist meine Zukunft und meine Stadt“, sagt er. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als mit der Tram durch die Straßen von München zu fahren.“