Eine Eheschließung kann sich auch finanziell lohnen. Vor allem, wenn ein Partner deutlich weniger verdient als der andere. Grund ist das steuerliche Ehegattensplitting. Hier soll es nun Änderungen geben. © Hauke-Christian Dittrich/dpa
Berlin – Die Bundesregierung will das sogenannte Ehegattensplitting so reformieren, dass sich zu Hause bleiben weniger lohnt. Diese Pläne konkretisieren sich gerade im Entwurf eines zweiten Jahressteuergesetzes, wie die „Bild“ berichtete. Heute können Ehepaare sich in die Steuerklassen III und V einteilen lassen: Der Gutverdiener zahlt weniger Steuern, der schlechter verdienende mehr. Das sollte vor allem Familien besserstellen, in denen ein Partner – zumeist die Mutter – die Kinder zu Hause betreut.
Das System wird allerdings schon seit Jahren als Teil der „Teilzeitfalle“ kritisiert, weil es keine Anreize setzt, nach der Kinderpause mehr zu arbeiten. Dadurch fehlt dem Arbeitsmarkt Personal und den betroffenen Frauen unter anderem Rentenansprüche. Die Ampel-Parteien hatten sich deshalb bereits im Koalitionsvertrag geeinigt, die Steuerklassen III und V durch das Faktorverfahren in der Steuerklasse IV zu ersetzen. Das Ziel: mehr Frauen im Beruf, mehr Vollzeit statt Teilzeit. Das soll auch dem allgegenwärtigen Personalmangel entgegenwirken.
Am meisten sind davon Paare mit großen Einkommensunterschieden betroffen. Der Bund der Steuerzahler hatte bereits im Februar berechnet, was eine Abschaffung der Steuerklassen III und V bedeuten würde: Partner A verdient 4000 Euro im Monat brutto, Partner B 1000. Sind sie in den Steuerklassen III und V, haben sie zusammen eine Steuerlast von 343 Euro. Wechseln sie nun in IV/IV, haben sie zunächst eine Steuerlast von 566 Euro. Weitere Beispiele haben wir in unsere Tabelle, die genaue Ausgestaltung kann künftig abweichen. Besonders der geplante Ausgleich der kalten Progression könnte die Werte nochmal verändern.
Grundsätzlich sind diese Steuerfragen aber nur unter dem Jahr relevant: Durch die Steuererklärung werden die Vor- und Nachteile am Ende des Jahres wieder ausgeglichen. Dennoch warnt Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes: „Eine Reform der Steuerklassen darf nicht dazu führen, dass das bewährte und familienfreundliche Splittingsystem verschwindet. Ein Splitting-Aus würde massive Steuererhöhungen für Ehepaare bedeuten.“ Außerdem gibt er zu bedenken: „Die häusliche und private Pflege nimmt zu – auch hier hilft das Splittingverfahren, die Familien bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen“, sagte Reiner Holznagel gestern gegenüber unserer Zeitung.