Mit dem Eurofighter (Mitte oben) verdient die MTU viel Geld. Unten: Firmenschild des Reparaturwerk für Jeeps nach 1945.
Ministerpräsident Markus Söder (links) und MTU-Chef Lars Wagner (Mitte) im MTU-Windkanal unter einer Turbine. Rechts oben: Produktion im Nationalsozialismus. © Fotos: MTU, A. Höß
München – Ob es die Hitze war? Bei der Feier zum 90. Firmenjubiläum des Triebwerkherstellers MTU in Allach riss Markus Söder auf der Bühne jedenfalls einen Kalauer nach dem anderen. Bei 90. Geburtstagen gebe es sonst nur koffeinfreien Kaffee und Diätkuchen, witzelte der Ministerpräsident. Und man hoffe stets, dass der Jubilar im kommenden Jahr überhaupt noch lebe. Bei der 1934 gegründeten MTU sei das aber anders: Der Dax-Konzern sei zusammen mit Siemens und BMW „die geilste Kompanie“ im Freistaat, lobte Söder.
90 bewegte Jahre MTU: Der heute im Dax notierte Triebwerkhersteller hat schon in den 1930ern mit Flugzeugmotoren dafür gesorgt, dass die „Tante Ju“ genannte JU52 abhob. Später brachte er die Boeing 747 in die Luft, derzeit vor allem Flugzeuge des Boeing-Konkurrenten Airbus, etwa den riesigen A380 oder den Verkaufsschlager A320 Neo. 12 000 Menschen aus 88 Nationen arbeiten momentan an den 18 MTU-Standorten rund um die Welt, viele davon in München. Das Unternehmen ist fest etabliert in der globalen Luftfahrt.
Eine Erfolgsgeschichte also, die allerdings mit einem dunklen Kapital anfing. 1934 entstand das heutige Unternehmen als eine BMW-Ausgliederung, um die Sparte für Flugzeugmotoren dem Zugriff der frisch an die Macht gekommenen Nationalsozialisten zu entziehen. Vergeblich: Im Zweiten Weltkrieg produzierte die damalige „BMW Flugmotorenbau GmbH“ auf dem Allacher Werksgelände mit massivem Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen 21 000 Antriebe für Kampfflugzeuge. Auch später blieb das Militär ein wichtiger Abnehmer. Nach kurzem Intermezzo als Großwerkstatt für Army-Jeeps der Amerikaner wurden ab Mitte der 1950er in München Antriebe für Starfighter-Kampfjets gebaut und später in Gemeinschaftsprojekten Triebwerke für den Tornado und den Eurofighter entwickelt. Aktuell plant man in München wichtige Antriebsteile für das sogenannte FCAS-Projekt, Europas Kampfjet der Zukunft.
Die zivile Luftfahrt spielt für die MTU dagegen erst seit den 1970ern wieder eine Rolle, dann schon unter dem Namen MTU. Heute macht diese dennoch den Löwenanteil des Umsatzes aus. Allein mit der Wartung von Linienmaschinen verdient der Konzern Milliarden. Und: Er feilt daran, dass die Antriebe der Zukunft leiser und sauberer werden, erklärte Firmenchef Wagner Söder auf einem Rundgang durch das Werk. Man wolle schädliche Emissionen und Kondensstreifen reduzieren, auch durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe. Außerdem setzt die MTU große Hoffnung auf eine Revolution der Luftfahrt durch die fliegende Brennstoffzelle und Wasserstoff als Energieträger. Damit werde emissionsfreies Fliegen bald Realität, versprach der MTU-Chef, der mit Geothermie, modernsten Produktionshallen und einem Forschungszentrum weiter in den Münchner Standort investiert.
Eine Ansage nach Söders Geschmack – nicht nur wegen der Investitionen im Freistaat. Nicht Flugverbote würden dem Klima helfen, sondern technischer Fortschritt, sagte er auf der Bühne vor den Münchner MTU-Mitarbeitern. Zuvor beim Fototermin im Windkanal hatte er bereits betont, die MTU leiste „Pionierarbeit“. Dort forderte er außerdem mehr Geld für die Verteidigung und die Wartung von Fluggeräten. Deutschland brauche einsatzfähige Kampfflugzeuge, sagte er und schob mit Blick auf die Entwicklungen in der Welt dann doch ernst nach: „Wir müssen mehr auf eigenen Beinen stehen, wir müssen vorbereitet sein.“
ANDREAS HÖSS