Altbauten in attraktiven Lagen sind die Ausnahme: Grundsätzlich aber scheuen potenzielle Käufer teure Folgekosten bei Bestandsimmobilien. © Peter Kneffel, dpa
München – Der Münchner Immobilien-Finanzierungsspezialist Interhyp erwartet eine Beruhigung auf dem strapazierten Immobilienmarkt. Die Deutschen trauten sich einen Hauskauf langsam wieder zu. Schwierig bleibt die Lage bei Neubauten.
Der Markt war im vergangenen Jahr alles andere als einfach, sagt Jörg Utecht, Chef der Interhyp: Inflation und ein harscher Anstieg bei Bauzinsen und Baukosten hatten viele Menschen dazu veranlasst, den Kauf oder Bau einer Immobilie zu verschieben. Doch nach Analyse der Berater erholt sich der Markt Schritt für Schritt. Der Traum vom Eigenheim werde wieder umsetzbar, sagt Utecht.
Der Finanzierungsberater hatte Anfang des Jahres rund 1000 Käufer und Immobilien-Interessenten nach ihrer Einschätzung befragt: Demnach schätzen mehr als die Hälfte die Machbarkeit in ihrer Region wieder als „mittel“ oder sogar „leicht“ ein. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Plus von 9 Prozentpunkten. Bei der Gruppe Menschen, die in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Immobilie kaufen möchten, habe sich dieser Wert gegenüber dem schwierigen Vorjahr sogar um 12 Prozentpunkte verbessert.
Hintergrund für die zaghafte Belebung sind nach Einschätzung Utechts vor allem niedrigere Bauzinsen. Bei einer zehnjährigen Zinsbindung und einer Kaufsumme von 320 000 Euro ermittelte die Interhyp in einer Beispielrechnung aktuell einen Zinssatz von 3,69 Prozent gegenüber 4,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Damit bewirke der Zinsabschwung im November eine spürbare Entlastung bei den monatlichen Raten – im Beispiel auf 1 520 gegenüber 1650 Euro.
Gut für Immobilieninteressenten sei außerdem, dass die Immobilienpreise noch nicht wieder die früheren Höchstwerte erreicht haben. Allerdings verzeichnet Interhyp seit Anfang des Jahres eine Trendwende: die Hauspreise ziehen wieder an: „Ich gehe davon aus, dass sie in den kommenden Monaten weiter steigen werden“, prognostiziert Utecht.
Dafür lohne es sich inzwischen wieder, zu verhandeln, rät Utecht. Das gelte vor allem für Menschen, die sich für eine Bestandsimmobilie mit Sanierungsbedarf und niedriger Energie-Effizienz interessierten: In dieser Kategorie seien die Verkäufer verhandlungsbereit. Sein Rat an künftige Immobilienkäufer lautet deshalb, den Sanierungsbedarf genau zu erfassen, bevor sie mit den Anbietern verhandeln.
Sanieren statt Bauen könnte den Start ins Eigenheim auch deshalb beschleunigen, weil das Angebot an Bestandsimmobilien derzeit deutlich besser ist. Noch immer bleibe dagegen das Neubaugeschehen deutlich hinter dem Bedarf zurück, bilanziert die Interhyp.
Trotz der schwierigen Lage bei den Neubauten schließen aber viele Deutsche den Kauf eines sanierungsbedürftigen Altbaus aus. Mehr als die Hälfte der von der Interhyp Befragten lehne das kategorisch ab, erklärt Utecht. Das Risiko unkalkulierbarer Folgekosten sei ihnen zu hoch. Grundsätzlich aber habe sich die Stimmung gedreht, mehr Menschen hielten einen Immobilienkauf wieder für leistbar, meldet die Interhyp.
SABINE RÖSSING