Besonders die geplagten Fluggäste können inzwischen wieder aufatmen. © Bodo Marks/dpa
München – Nach den weltweiten IT-Ausfällen durch ein fehlerhaftes Update für eine Sicherheitssoftware normalisiert sich nach Angaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Lage in vielen Bereichen wieder. Auch der Luftverkehr in Deutschland hat sich nach Angaben des Flughafenverbandes ADV wieder weitestgehend normalisiert. Zahlreiche Unternehmen haben aber nach wie vor mit Folgewirkungen der Störungen zu kämpfen, wie das BSI mitteilt.
Viele unternehmerische Prozesse und Abläufe seien durch den Ausfall der Computersysteme oder einzelner Anwendungen gestört gewesen. Das BSI warnte, dass Cyberkriminelle die Vorfälle für unterschiedliche Formen von Phishing, Scam oder Fake-Webseiten ausnutzten. Auch ein inoffizieller Code sei in Umlauf gebracht worden.
Das BSI empfiehlt, technische Informationen ausschließlich von offiziellen Quellen des Sicherheitssoftware-Unternehmens Crowdstrike zu beziehen. Auch bezüglich der IT-Ausfälle, die durch eine Störung des Microsoft Azure-Dienstes ausgelöst worden seien, normalisiert sich laut BSI die Lage.
BSI-Chefin Claudia Plattner hat am Wochenende Maßnahmen angekündigt, um solche Pannen künftig möglichst auszuschließen. „Es gibt ein paar Stellen und Hebel, an denen wir etwas tun können und auch müssen. Die Frage ist: Wie können wir sicherstellen, dass uns das nicht nochmal passiert“, sagte Plattner am Freitag dem Fernsehsender Phoenix.
Vor allem gehe es darum, bei den Herstellern deutlicher auf die Qualität der Produkte zu achten. „Da werden wir deutlich tiefer reinschauen“, fuhr die BSI-Präsidentin fort. In der jüngeren Vergangenheit sei bereits viel geschehen, um die Sicherheit zu erhöhen. „Der heutige Tag hat uns aber gezeigt, dass es in der Lieferkette durchaus noch einige Themen gibt, wo wir alle noch mehr machen müssen“, sagte Plattner. Eine absolute Sicherheit vor Ausfällen dieser Größenordnung könne jedoch niemand versprechen.
Von dem fehlerhaften Software-Update, das weltweit weitreichende Störungen ausgelöst hat, sind nach Angaben von Microsoft schätzungsweise 8,5 Millionen Windows-Geräte betroffen gewesen. Dies seien weniger als ein Prozent aller Windows-Rechner, teilte Microsoft auf dem Firmenblog mit. Dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen dennoch so weitreichend waren, zeige, wie viele Unternehmen, die viele wichtige Dienste betreiben, den Softwareanbieter Crowdstrike benutzten.
Die IT-Panne hatte am Freitag weltweit enorme Störungen ausgelöst, die den Flugverkehr vielerorts nahezu lahmlegten. Betroffen waren auch Supermärkte, Banken, Krankenhäuser, Fernsehsender und andere Einrichtungen. Als Ursache nannte Crowdstrike ein fehlerhaftes Update einer Software für Windows-Computer. Die Firma erklärte den Fehler am Freitagmittag für behoben. Die Auswirkungen waren teilweise aber länger zu spüren.
Passagiere hatten am Freitag massenhaft an Flughäfen warten müssen. Bis Samstag hatte sich die Situation entspannt. Laut Thailands nationalem Flughafendirektor Keerati Kitmanawat gibt es derzeit „keine langen Warteschlangen an den Flughäfen, wie wir sie gestern erlebt haben“. An den Flughäfen in Hongkong, Südkorea und Thailand wurde der Check-in-Service wiederhergestellt, in Indien, Indonesien und am Changi-Flughafen in Singapur funktionierte die Abfertigung ab Samstagnachmittag (Ortszeit) wieder weitgehend normal.
Laut einem hochrangigen US-Regierungsvertreter wurde in den USA „der Flugbetrieb im ganzen Land wieder aufgenommen, auch wenn es nach wie vor zu Engpässen kommt“. Etwa 1280 Flugverbindungen waren den jüngsten Angaben nach am Samstagmorgen (Ortszeit) noch gestrichen. In Deutschland war vor allem der Berliner Flughafen BER betroffen. Der Flugverkehr war am Hauptstadtflughafen zeitweise komplett eingestellt worden. Am Samstag sagte Sprecher, „dass alle unsere Systeme im Handling unterbrechungsfrei und reibungslos“ liefen. Einige Reisende könnten jedoch „durch Nachwehen der Störungen bei den Fluggesellschaften noch nicht die Self-Service Check-ins nutzen“. Auch an Frankreichs Flughäfen kehrte der Betrieb offiziellen Angaben zufolge weitgehend zur Normalität zurück.
Laut dem Cybersicherheitsexperten Junade Ali vom britischen Ingenieur- und Technologieverband ist das Ausmaß des Ausfalls „beispiellos“. Die Panne werde „zweifellos in die Geschichte eingehen“. Ihm zufolge gab es eine ähnliche folgenschwere Störung zuletzt 2017.