Der Volkswagen- und Proschechef Oliver Blume hat gut lachen: Im Jahr 2023 erhielt er für seinen Job eine Vergütung von mehr als zehn Millionen Euro. Hier: Blume bei der Präsentation des Porsche Taycan. © Patrick Pleul/dpa
München – Oliver Blume hat es wieder geschafft. Der Chef des Volkswagen-Konzerns ist wie 2023 Deutschlands Spitzenverdiener, zumindest unter den Chefs der größten deutschen, an der Börse notierten Unternehmen. 10,32 Millionen Euro verdiente er im vergangenen Jahr, wie aus dem jährlichen Vergütungsbericht der Aktionärsschützer der DSW hervorgeht. Das entspricht 28 279,45 Euro am Tag und ist etwas mehr als 2022. International schafft Blume es allerdings nicht in eine Spitzengruppe.
Auf Platz zwei der Großverdiener kam Bjørn Gulden in seinem ersten Jahr als Chef des Sportartikelherstellers Adidas, mit 9,18 Millionen Euro. Deutsche-Bank-Lenker Christian Sewing erhielt neun Millionen Euro. Am wenigsten bekam Michael Sen, der den Medizinkonzern Fresenius auf Ertrag trimmt: 1,74 Millionen Euro. Er musste Einbußen hinnehmen.
Jedes Jahr arbeitet sich der Lehrstuhl für Controlling der Technischen Universität München (TUM) im Auftrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) durch die Vergütungsberichte der Konzerne und macht die Bezahlung der Vorstandsmitglieder vergleichbar. Denn einheitliche Regeln wie etwa in Frankreich und den USA gibt es in Deutschland nicht. Entsprechend aufwendig ist die Berechnung. In die Vergütung fließt das Fixgehalt ein, die kurzfristige variable Vergütung, die sich meist auf ein Jahr bezieht, und die langfristige Vergütung, die oft an Aktien gebunden ist und sich meist am Kurs orientiert, inzwischen aber immer mehr an Umweltkriterien.
Insgesamt hatten es die deutschen Konzerne im vergangenen Jahr schwer. Der Krieg in der Ukraine und in Nahost belastete. Die Inflation war hoch, die Leitzinsen ebenfalls, die Wirtschaftsleistung schrumpfte. Die Unternehmen im Deutschen Aktienindex Dax setzten kaum mehr um als im Jahr zuvor, der Betriebsgewinn sank leicht. Die Börsenkurse allerdings legten deutlich zu. Allein der deutsche Leitindex Dax gewann mehr als 20 Prozent. Die Investoren, lässt sich daraus schließen, setzten vor allem auf die Zukunft der Konzerne. Und der Aktienkurs ist ein wesentlicher Messwert für die Vergütung der Topmanager.
In Deutschland gibt es keine einheitliche Obergrenze für das, was Topmanager verdienen dürfen. Allerdings muss in den Vergütungssystemen der börsennotierten Konzerne jeweils festgelegt werden, was Chefs höchstens bekommen dürfen. Oft sind zehn Millionen Euro festgeschrieben.
Blume ist ein Sonderfall. Er steuert nicht nur Volkswagen, sondern auch die ebenfalls im Dax notierte Konzerntochter Porsche. Und er ist nicht der erste in Deutschland, der mehr verdiente. Auch Josef Ackermann, bis 2012 Chef der Deutschen Bank, erhielt jahrelang zwischen elf und 13 Millionen Euro. Er hinterließ das Bild eines gierigen Managers. Zumindest nachhaltig war seine Zeit an der Spitze der Bank nicht – seine Nachfolger mussten das Geldhaus in Teilen sanieren.
Ein Vorstandschef in Deutschland erhielt den Zahlen zufolge im Schnitt rund 5,7 Millionen Euro. International gibt es deutlich mehr. Die Chefs der Konzerne im europäischen Börsenindex EuroStoxx (ohne Deutschland) verdienten 6,88 Millionen Euro. Und im großen US-Industrieindex von Dow Jones lag der Schnitt sogar bei umgerechnet 24,175 Millionen Euro. Topverdiener war in Europa Carlos Tavares, Lenker des Autobauers Stellantis (Citroën, Fiat, Opel) mit rund 17,8 Millionen Euro. In den USA hatte Apple-Chef Tim Cook 2023 mit 58,4 Millionen Euro das höchste Gehalt – und das, obwohl er 41 Prozent weniger verdiente als 2022.