DB: Auf Milliardenverlust folgt Stellenabbau

von Redaktion

Die Unzuverlässigkeit der Bahn wird jetzt auch in den Reisendenzahlen sichtbar. © Hannes P. Albert/dpa

Berlin – Streiks, Extremwetter, Baustellen, miese Pünktlichkeit – die Probleme der Deutschen Bahn werden nicht kleiner. Im Fernverkehr verzeichnete der bundeseigene Konzern ein Minus an Fahrgästen von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aus der Halbjahresbilanz hervorgeht. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag im ersten Halbjahr bei nur noch 62,7 Prozent – rund sieben Prozentpunkte weniger als im ersten Halbjahr 2023.

Auch finanziell lief das erste Halbjahr nicht gut: Nach Zinsen und Ertragssteuern steht ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen muss deshalb sparen. Finanzvorstand Levin Holle betonte: „Wir müssen in Zukunft mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen.“

Der Konzern werde daher insbesondere in der Verwaltung tausende Stellen streichen. „Wir wollen in den nächsten fünf Jahren den Personalbedarf um etwa 30000 Vollzeitpersonale reduzieren“, sagte Holle. Der Abbau soll durch natürliche Fluktuation geschehen, Kündigungen sind nicht geplant. Spekulationen über eine Ausdünnung des Fernverkehrs erteilte Lutz eine Absage. „Es gibt weder konkrete noch andere Pläne, im Fernverkehr irgendwelche Verbindungen strukturell und nachhaltig auszudünnen“, sagte er.

Für das kommende Jahr habe der Konzern „alles angemeldet, was wir gerade auch fahren“. Lutz sagte aber, dass derzeit aufgrund des hohen Baugeschehens der Verkehr an einigen Stellen reduziert worden sei.

Das kaputte Schienennetz ist wohl das größte Problem der Bahn. Die Infrastruktur sei „einfach zu alt, zu störanfällig und zu voll“, sagte Lutz. „Wir müssen die Infrastruktur wieder so herrichten, dass sie auf Wachstum und Verkehrsverlagerung ausgerichtet ist.“ Viel Hoffnung steckt der Konzern in das Konzept der Sanierung von Hochleistungsstrecken. Seit eineinhalb Wochen läuft auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim die erste von 41 Generalsanierungen. Zu zusätzlichen Baumaßnahmen wird absehbar das Klima führen. Lutz sprach für das erste Halbjahr von einer „nicht gekannten Häufung von Extremwettereignissen“, die den Bahnverkehr beeinträchtigt hätten. „Wir werden uns darauf einstellen und bauliche Vorkehrungen treffen müssen, um die Folgen abzufedern“, sagte Lutz.

Die marode Infrastruktur und die Unwetterfolgen belasteten die Pünktlichkeit der Bahn deutlich. „An Tagen mit Extremwetter haben wir bis zu 26 Prozentpunkte bei der Pünktlichkeit verloren“, sagte Lutz. Besonders schwierig war die Lage dem Konzern zufolge im Juni. In gleich mehreren Regionen kam es zu Überflutungen, Dammschäden und Hangrutschen, die sich auch auf den Bahnverkehr auswirkten. Die Pünktlichkeitsquote im Juni lag bei nur 52,9 Prozent.

Die Fahrgäste reagieren offensichtlich auf die Probleme auf ihrer Art: Sie meiden die ICE-Flotte. 64,2 Millionen Reisende im Fernverkehr in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bedeuten ein Minus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Teil könnte aufgrund des Deutschlandtickets in Regionalzüge umgestiegen sein, denn hier gab es ein Plus von sechs Prozent auf jetzt 855 Millionen Passagiere. Diese „fuhren zudem erheblich längere Strecken“. Die Zuversicht ist groß, dass der negative Trend auch im Fernverkehr nicht lange anhält. Der Juni war im Fernverkehr der umsatzstärkste Monat in der Geschichte.

Ein Problemfall bleibt der Güterverkehr von DB Cargo, die im ersten Halbjahr 2024 nur 93 Millionentonnen Fracht beförderte – ein Minus von 10,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Lediglich die zum Verkauf stehende Logistiktochter DB Schenker erwirtschaftete einen operativen Gewinn (Ebit) von 520 Millionen Euro.

Ein Großteil der Verluste geht darauf zurück, dass die Bahn bei Investitionen in die Infrastruktur auch in diesem Jahr in Vorleistung gegangen ist. Für 2024 rechnet sie deshalb mit erheblichen Rückzahlungen des Bundes. Bahnchef Lutz hält deshalb am Ziel fest, dass am Ende des Jahres zumindest operativ, also vor Zinsen und Steuern, wieder ein Gewinn in Höhe von einer Milliarde Euro steht.

Zudem konnte der Konzern seine hohen Verbindlichkeiten um rund eine Milliarde Euro auf nunmehr 33 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahresende reduzieren. Das lag zum einen am Verkauf der Auslandstochter Arriva und zum anderen an der Auszahlung eines ersten Teils einer milliardenschweren Eigenkapitalerhöhung des Bundes.

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