Märkte wittern Hoffnung für die Baywa

von Redaktion

München – Der in Milliardenhöhe verschuldete Baywa-Konzern hat seine Prognose für das aktuelle Jahr kassiert. Mit Blick auf das laufende Sanierungsgutachten sei es nicht möglich, zum derzeitigen Zeitpunkt eine hinreichend belastbare, konkrete neue Prognose für den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern für 2024 abzugeben. Zugleich gab Baywa vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr bekannt, die allerdings unter dem Vorbehalt der durchzuführenden Überprüfung der Vermögenswerte stehen. Deshalb verschiebt sich auch die eigentlich für den 8. August vorgesehene Veröffentlichung des Halbjahresberichts auf den 27. September.

Die Baywa hat kurz- und langfristige Schulden in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Wegen des rapiden Anstiegs der Kreditzinsen hat sich die Zinsbelastung des Unternehmens von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro verdreifacht. Vor zehn Tagen hatte der Konzern in einer Pflichtmitteilung für die Börse seine „angespannte“ Finanzlage und die Berufung eines Sanierungsgutachters publik gemacht, die Aktie stürzte ab.

Nun scheint es Hoffnung zu geben: Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken wollen das Unternehmen stützen (wir berichteten). Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB), die gut 34 Prozent der Anteile des Mischkonzerns hält, gab am Mittwoch bekannt, sich „solidarisch“ mit dem Agrarriesen zeigen zu wollen. Am Kapitalmarkt wurde die Nachricht geradezu euphorisch aufgenommen.

Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz beurteilt die Lage noch zurückhaltend: „Wir wissen bisher zu wenig über den Rettungsversuch der Genossenschaftsbanken. Ich würde der Baywa wünschen, dass es funktioniert.“ „Wir haben nichts davon, wenn die Baywa in ein Insolvenzverfahren geht und dann mit Auflagen stranguliert wird.“ Von einer anhaltenden Trendwende beim Aktienkurs will sie noch nicht sprechen: „Dass die Aktie so stark gestiegen ist, zeigt, dass der Kapitalmarkt Hoffnung geschöpft hat. Falls die Hoffnungen sich zerschlagen, fällt die Aktie auch wieder 30 Prozent.“ Jeder Anleger „muss sich klar sein, dass er mit einer Baywa-Aktie aktuell ein Achterbahn-Ticket löst.“

Die Übernahmegerichte zur Erneuerbaren-Tochter Baywa Re. sieht Bergdolt positiv. Diese Woche war bekannt geworden, dass der Schweizer Investor EIP, der bereits 49 Prozent an der Baywa Re. hält, bis zu 30 weitere Prozent kaufen könnte – für einen dreistelligen Millionenbetrag: „Sollten sich die Übernahmegerüchte zur Baywa Re. bewahrheiten, hätte ich nichts dagegen. Das ist zwar potenziell eine Wachstumssparte, aber das Überleben des Mutterkonzerns mit dem Kerngeschäft ist wichtiger.“
MAS

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