Protest gegen Gasförderung in der Nordsee

von Redaktion

Aktivisten von Greenpeace demonstrierten gestern gegen ein geplantes Gasförderprojekt in der Nordsee. © Lars Penning, dpa

Borkum/Schiermonnikoog – Mit verankerten Rettungsinseln hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace gegen eine geplante Erdgasförderung in der Nordsee vor den Wattenmeerinseln Borkum und Schiermonnikoog protestiert. Aktivisten bauten drei Schwimm- inseln auf, teilte die Organisation mit. Weitere waren in Schlauchbooten und Kajaks unterwegs und demonstrierten für den Schutz des Wattenmeeres. Die rund 20 Aktivisten legten am Morgen auf Schlauchbooten von Borkum ab und nahmen Kurs auf den Bauort für die geplante Plattform nordwestlich der Nordseeinsel Borkum, berichtete ein dpa-Fotograf vor Ort. Sie präsentierten Fahnen und Banner mit Aufdrucken wie „Gas zerstört!“ und „No New Gas“ (zu Deutsch: kein neues Gas), wie Greenpeace mitteilte. Das schwimmende Protestcamp sollte die Ankunft mehrerer Schiffe verhindern, die für die Plattform Rohre und weiteres Baumaterial liefern sollen.

Auf der Webseite Vesselfinder wurden in der Region Schiffe der Küstenwache sowie eine Plattform angezeigt. Die Wasserschutzpolizei Niedersachsen hatte nach Angaben eines Sprechers bereits seit der vergangenen Woche Hinweise auf die Aktion und sei entsprechend vorbereitet gewesen. Weitere Angaben machte er bisher nicht.

Der niederländische Energiekonzern One-Dyas plant, aus einem Feld vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Dazu soll eine Förderplattform auf niederländischem Hoheitsgebiet rund 23 Kilometer nordwestlich von Borkum errichtet werden. Gefördert werden soll sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten, nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Protestaktion behindere die Bauarbeiten, teilte One-Dyas in Amsterdam mit. Auch könnten dadurch die Sicherheit der Mitarbeiter und der Umwelt gefährdet werden.

Friedliche Demonstrationen gegen die Erdgasförderung seien akzeptabel, sagte One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck. „Dies gilt jedoch nicht, wenn eine solche Demonstration die Sicherheit unserer Mitarbeiter und unseres Betriebs gefährdet.“ Nach Angaben des Unternehmens sind etwa 300 Mitarbeiter an den Bauarbeiten beteiligt.

Die Förderplattform sowie ein Kranschiff für die Installationsarbeiten der Plattform sollten am Dienstag am Zielort eintreffen, teilte die Stadt Borkum am Montag mit. Im Laufe der Woche solle der Aufbau beginnen. Geplant sei, zunächst drei Monate mit einer mobilen Bohranlage Gas zu fördern.

Im August soll den Angaben nach auch der Bau einer Pipeline sowie die Verlegung von Stromkabeln zu einem Offshore-Windpark beginnen. Im Dezember sollen Bohrarbeiten für die reguläre Gasförderung beginnen. Die Stadt Borkum kündigte an, sich mit der Inselgemeinde Juist weiter mit rechtlichen Mitteln gegen das Energieprojekt zu wehren.

Umweltverbände und Insulaner in Deutschland und den Niederlanden lehnen das Projekt ab. Sie fürchten durch die Erdgasförderung Umweltschäden für das angrenzende Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Außerdem halten sie die Erdgasförderung für unvereinbar mit Klimazielen. Greenpeace befürchtet auch, dass schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen nahe der Bohrstelle und entlang einer Kabeltrasse durch die Erdgasförderung unwiederbringlich zerstört werden.

Die Stadt Borkum kritisierte, dass die Arbeiten „in der sensiblen Aufzuchtzeit der Schweinswal-Kälber stattfinden“. Die Kabelverlegung würde zudem „schützenswerte Steinriffe, die als Kinderstube von Fischen gelten, zerstören und gefährden“.

Anfang Juni hatten Green- peace-Aktivisten an ähnlicher Stelle, etwa 20 Kilometer nördlich der Inseln, bereits zeitweise eine schwimmende Bohrplattform besetzt. Das höchste Gericht der Niederlande, der hohe Rat in Den Haag, hatte noch am selben Tag einen vorläufigen Baustopp für das Projekt verhängt, nachdem deutsche und niederländische Umweltschützer eine einstweilige Verfügung eingereicht hatten. Angesichts der Gerichtsentscheidung beendeten die Aktivisten ihren Protest auf der Plattform. Später wurde der Baustopp wieder aufgehoben.

Artikel 2 von 5