BMW-Produktion in München: Der Autobauer musste im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch um fast 9 Prozent verkraften. Nach Steuern verdiene BMW 2,7 Milliarden Euro. © IMAGO
Wolfsburg/München – Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Volkswagen, BMW, Daimler Truck und der Zulieferer ZF haben die Serie schlechter Nachrichten aus der Branche fortgesetzt. Der Gewinn des Volkswagen-Konzerns fiel im zweiten Quartal um 4 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro. Vor allem in China, wo der VW-Konzern gut ein Drittel aller Autos verkauft, schwächelt das Geschäft. Neben den Rückgängen im Tagesgeschäft bei den Gewinnbringern Porsche und Audi kommen den Konzern die Kosten für den Stellenabbau bei der Kernmarke VW teuer zu stehen. Dafür hat das Unternehmen 900 Millionen Euro zurückgestellt. Sonderaufwendungen von rund 1,3 Milliarden Euro für das mögliche Aus des Audi-Werks in Brüssel folgen voraussichtlich im laufenden dritten Quartal.
Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume sagte in Wolfsburg: „Jetzt geht es um Kosten, Kosten und Kosten. Vor allem für die Marke Volkswagen, aber auch bei allen anderen Marken.“ Wegen der schwachen Nachfrage vor allem nach E-Autos drosselt der Konzern die Fertigung. In Wolfsburg, Emden, Zwickau sowie bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm wurde die Kapazität um ein Viertel gesenkt, Nachtschichten wurden gestrichen.
Für China ist VW pessimistisch, BMW dagegen vorsichtig optimistisch. BMW-Finanzvorstand Walter Mertl sagte in München, die Senkung der Leitzinsen in China und andere Maßnahmen der Regierung in Peking könnten schon im laufenden Quartal zu einer Stabilisierung führen. BMW meldete nach Mercedes-Benz und Audi ebenfalls sinkende Absatz-, Umsatz- und Gewinnzahlen. Der Gewinn nach Steuern brach im zweiten Quartal um fast 9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein.
Hauptgrund sind höhere Ausgaben: BMW investiert gerade deutlich mehr Geld für den Neu- und Umbau von Autowerken, neue Batteriefabriken und Modellanläufe. Zugleich steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sehr stark. Ab Ende nächsten Jahres sollen im ungarischen Debrecen und in München die ersten E-Autos der „Neuen Klasse“ vom Band laufen. BMW verkauft auch mehr als doppelt so viele vollelektrische Autos wie Mercedes-Benz und Audi zusammen – die teuren Batterieautos sind aber noch nicht so profitabel wie die Benziner und Dieselautos. Bei 17 Prozent am BMW-Gesamtabsatz macht sich das bemerkbar. Vorstandschef Oliver Zipse kritisierte die EU-Kommission wegen ihrer Klimapolitik. Um den CO2-Ausstoß zu senken, müssten für die große Bestandsflotte der Verbrennerfahrzeuge E-Fuels in der Breite gefördert werden.
Der Stuttgarter Lkw-Konzern Daimler kappte nach einem schwachen zweiten Quartal den Ausblick für das laufende Jahr: Der Umsatz werde zwei Milliarden niedriger sein als bisher angepeilt und der Betriebsgewinn (Ebit) nicht steigen, sondern um mindestens 15 Prozent sinken. Vorstandschef Martin Daum kündigte Kurzarbeit in deutschen Werken ab September an.
Der große Autozulieferer ZF senkte nach einem Umsatz- und Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr seine Umsatzprognose von mindestens 45 Milliarden auf höchstens 43,5 Milliarden Euro. ZF hatte vergangene Woche angekündigt, bis Ende 2028 in Deutschland zwischen 11000 und 14000 Stellen zu streichen. Welche der 30 Standorte wie betroffen sind, werde gerade diskutiert, sagte ZF-Chef Holger Klein in Friedrichshafen am Bodensee.