Rettungsplan für Baywa soll stehen

von Redaktion

Grünen-Politiker kritisiert Aufsichtsrat

Der Münchner Agrarkonzern bekommt wohl demnächst 400 Millionen Euro an Liquiditätshilfe. © IMAGO/Ardan FUESSMANN

München – Die angeschlagene Baywa dürfte ihrer Rettung ein gutes Stück näher sein. Nach wochenlangen Verhandlungen sollen Gläubiger und Anteilseigner am Donnerstag eine Vereinbarung getroffen haben, in deren Rahmen rund 400 Millionen Euro an Finanzhilfen an den Krisen-Konzern fließen. Die Baywa wollte sich nicht zu den Verhandlungen äußern, Insider bestätigten aber wichtige Eckpunkte gegenüber unserer Zeitung.

Demnach sollen die beiden größten Aktionäre – die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest – der Baywa rund 200 Millionen Euro an frischem Kapital bereitstellen. Den beiden genossenschaftlichen Einrichtungen gehört zusammen die Mehrheit der Baywa-Anteile. Etwa die Hälfte der Finanzspritze soll als in Eigenkapital wandelbare Darlehen fließen, die andere Hälfte aus der Auflösung einer Überkreuzbeteiligung der Baywa an der BRB kommen. Dazu gab es am Donnerstag eine entsprechende Mitgliederversammlung der BRB. Weitere rund 200 Millionen wollen Banken als Kredite vergeben. Die Rahmenvereinbarung stehe grundsätzlich, hieß es aus Branchenkreisen. Nun müssten sie die vielen beteiligten Institute noch intern prüfen und absegnen. Insider gehen davon aus, dass das schon in der kommenden Woche passieren könnte.

Am Dienstag hatte die „Wirtschaftswoche“ berichtet, Ministerpräsident Markus Söder habe Staatsgeld für die Baywa in Aussicht gestellt, sofern diese ihr Management austausche. Die Staatskanzlei bestätigte das auf Nachfrage nicht. Ohnehin seien Staatshilfen oder Staatsgarantien in den vergangenen Tagen kein Teil des Rettungsplans mehr gewesen, hieß es aus Branchenkreisen. Gut so, sagte Landtags-Vizepräsident Ludwig Hartmann gegenüber unserer Zeitung: „Wenn ein Konzern aufgrund eines größenwahnsinnigen Wachstumskurses in Schwierigkeiten gerät, dürfen Staatshilfen keine Option sein.“ Es liege nun in der Verantwortung der Anteilseigner und Gläubiger, die notwendigen Schritte einzuleiten, so der Grünen-Politiker. „Die Baywa sollte sich darauf konzentrieren, sich gesund zu schrumpfen und sich auf ihr Kerngeschäft zu besinnen, um langfristig wieder auf stabilen Beinen zu stehen.“

Die Baywa hatte sich mit Zukäufen vom landwirtschaftlichen Handelshaus zu einem globalen Mischkonzern mit Agrarschwerpunkt vergrößert. Heute projektiert sie unter anderem weltweit Solarparks, hat eine Bausparte, handelt mit Spezialitäten wie Sesam oder Chiasamen und besitzt Obstplantagen in Übersee. Nun plagt die Baywa ein Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden Euro, der den Konzern mit den gestiegenen Zinsen in Probleme gebracht hat. Sogar eine Insolvenz des Agrarriesens soll zwischenzeitlich nicht ausgeschlossen gewesen sein. Um künftig an neue Bankkredite kommen zu können, hat die Baywa ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben, das wohl im September vorliegen soll. Es drohen Kündigungen und Filialschließungen.

Grünen-Politiker Hartmann sieht für die Schieflage nicht nur das heutige Management und den Ex-Baywa-Chef Klaus Josef Lutz in der Verantwortung, sondern auch den Aufsichtsrat. Er glaubt, die Baywa habe mit dem Zukauf des neuseeländischen Apfelanbauers Turners and Growers im Jahr 2011, der seither auch deutsche Supermärkte beliefert, bewusst den heimischen Bauern Konkurrenz gemacht und daran kräftig mitverdient. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie der Aufsichtsrat, dem auch Bauernpräsident Joachim Rukwied und CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier angehören, dies geschehen lassen konnte“, kritisiert Hartmann. Beide hätten tatenlos zugesehen, wie das Münchner Unternehmen von einem Agrarhändler schuldenfinanziert zu einem globalen Konzern aufgeblasen wurde. „Hier stellt sich die Frage, welche Interessen im Aufsichtsrat wirklich verfolgt wurden – sicherlich nicht die unserer heimischen Landwirtschaft.“
VON ANDREAS HÖSS

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