An der Wall Street schaut man besonders genau auf die großen Tech-Konzerne. © JEENAH MOON, getty images / via afp
Frankfurt – Einige Technologie-Riesen aus den USA haben die Finanzmärkte enttäuscht. Die Umsatzprognose von Amazon blieb hinter den Erwartungen zurück, Intel räumte Probleme ein, die einen verschärften Sparkurs zur Folge haben werden – da konnte auch Apple nichts mehr herausreißen, das nach Börsenschluss eine überwiegend erfreuliche Zwischenbilanz vorlegte.
Die Zahlen trafen auf ein labiles Börsenumfeld. Am Vorabend hatte der Chef der US-Notenbank, Jerome Powells, zwar eine Zinswende nach der Sommerpause als Möglichkeit in Aussicht gestellt, gleichzeitig verwies er auf die aktuelle Datenlage die eine Zinssenkung noch nicht zuließe.
In Deutschland kamen schwache Konjunkturdaten und Sorgen um den Automobilsektor zur Gemengelage dazu – so mancher Marktteilnehmer stellt sich auf eine Rezession ein. In der Folge rutschte der Dax über 2 Prozent nach unten. Schon am Vortag war es zum größten Dax-Verlust an einem Tag seit Juli vergangenen Jahres gekommen: minus 2,3 Prozent.
Ähnlich stark sackte der Nasdaq 100 ab. In Japan gab es am Morgen dann einen Kursrutsch um 5,8 Prozent im Nikkei 225. Damit bekam die japanische Börse den stärksten Dämpfer seit dem Corona-Einbruch im März 2020. Neben den schwachen US-Vorgaben belasteten hier auch die Sorge vor weiteren Zinserhöhungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Währung des Landes, deren Erholung tendenziell die Aussichten der exportorientierten Unternehmen schmälert.
■ Amazon
Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat die Wall Street mit seinem Ausblick für das laufende Quartal enttäuscht. Anleger ließen die Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als vier Prozent fallen. Amazon stellte Erlöse zwischen 154 und 158,5 Milliarden Dollar in Aussicht.
Analysten hatten im Schnitt mit einer Prognose von gut 158 Milliarden Dollar gerechnet. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf rund 148 Milliarden Dollar zu. Auch hier war etwas mehr erwartet worden.
■ Intel
Der kriselnde Halbleiter-Pionier Intel greift zu einem drastischen Stellenabbau, um schnell die Kosten zu senken. Rund 18000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent der Belegschaft – sollen wegfallen, wie Intel-Chef Pat Gelsinger an die Mitarbeiter schrieb. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Die Zahl der Mitarbeiter wurde mit 116 500 bei Intel und gut 125 000 im Konzern samt Tochterunternehmen angegeben.
Intel plant den Bau eines rund 30 Milliarden Euro teuren Werks in Magdeburg. Der US-Konzern wartet noch auf Genehmigungen unter anderem für die Milliardensubventionen. Prompt kamen mit der Ankündigung des Sparplans Sorgen auf, dass Intel Abstriche bei dem Deutschland-Projekt machen könnte. Klare Aussagen dazu gab es gestern von Intel nicht.
Gelsinger betonte aber, dass die Auftragsfertiger-Strategie grundsätzlich bleibe. Bis es jedoch feste Bestellungen gibt, werde man darauf achten, nicht zu hohe Kapazitäten aufzubauen. Im vergangenen Quartal verbuchte Intel einen Verlust von gut 1,6 Milliarden Dollar nach einem Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten.
■ Apple
Apple hat im vergangenen Quartal etwas weniger Geld mit seinen iPhones gemacht – doch die iPad-Tablets konnten diese Lücke mehr als ausfüllen. Der Konzernumsatz stieg im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 85,5 Milliarden Dollar. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 21,45 Milliarden Dollar (19,9 Milliarden Euro) in den Büchern, rund acht Prozent mehr als vor einem Jahr.
Apple hatte zuletzt im großen Smartphone-Markt China an Boden verloren. Nach Berechnungen der Analysefirma IDC fiel Apple aus der Top 5 der Smartphone-Anbieter in China. An der Spitze liefern sich der chinesische Anbieter Vivo und der Huawei-Konzern ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit jeweils gut 18 Prozent Marktanteil. Die Erlöse von Apple in der China-Region sanken um mehr als sechs Prozent auf 14,73 Milliarden Dollar.
Apple-Chef Tim Cook betonte, er sei auf lange Sicht trotzdem zuversichtlich für den Markt. So seien in den Städten zuletzt iPhones die populärsten Smartphone-Modelle gewesen. Anleger quittierten die Zahlen mit einem Achselzucken: Die Aktie notierte vorbörslich praktisch unverändert leicht im Minus.