Immer weniger Menschen wohnen in Eigentum

von Redaktion

Mieterland Deutschland: 39 Prozent leben laut einer Umfrage in Eigentum – die Mehrheit wohnt zur Miete. © M. Skolimowska/dpa

München – Haus, Garten, Kind und Hund – der Traum vom Eigenheim geht nur noch für 39 Prozent der Deutschen auf. Die große Mehrheit (57 Prozent) wohnt zur Miete. Das belegt eine neue Studie, die das Immobilienportal Immowelt im Mai mit rund 2000 Online-Nutzern durchgeführt hat.

Mit der niedrigen Eigentumsquote setzt sich in Deutschland ein Trend fort, der schon lange zu beobachten ist. Auch ein Blick in die Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zeigt: Deutschland ist im europäischen Vergleich ein Mieterland. Den Eurostat-Daten zufolge lebten knapp 48 Prozent der Deutschen im Jahr 2022 in Wohneigentum. Zehn Jahre zuvor waren es noch 53 Prozent. Damit ist Deutschland das Schlusslicht der 27 EU-Staaten. Nur die Schweizer unterbieten die Deutschen noch knapp. Die höchsten Eigentumsquoten finden sich in Ost- und Südeuropa. In Rumänien, der Slowakei, Serbien, Kroatien, Montenegro und Ungarn leben mehr als 90 Prozent der Einwohner in ihren eigenen vier Wänden. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei knapp 70 Prozent.

Dass in Deutschland so wenige Menschen Wohneigentum besitzen, hat laut Immowelt-Geschäftsführer Piet Derriks vor allem historische Gründe: „Im vergangenen Jahrhundert wurde vom Staat vermehrt in den günstigeren Mietwohnungsbau investiert, sodass viele Menschen bereits seit Jahrzehnten in preiswerten Mietwohnungen leben.“ Weil die DDR-Führung Mietwohnungen stark subventionierte und den privaten Kauf von Immobilien einschränkte, sei das Mieten in Ostdeutschland deutlich attraktiver gewesen, so Derriks.

In aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt sich immer noch ein Ost-West-Gefälle. 2022 wohnten in Sachsen nur rund 35 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern rund 38 Prozent der Haushalte in Eigentum. In Bayern waren es knapp 46 Prozent. Die höchste Eigentumsquote hatten die Saarländer mit annähernd 60 Prozent. Schlusslicht war Berlin mit lediglich 16 Prozent.

Ein weiteres Gefälle besteht zwischen den Geschlechtern: Männer (41 Prozent) besitzen häufiger Immobilien als Frauen (37 Prozent). Die Autoren führen diesen Unterschied auf die nur langsam sinkende Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern zurück. Das Statistische Bundesamt gab zum Jahresbeginn bekannt, dass Frauen im Jahr 2023 rund 18 Prozent weniger pro Stunde verdienten als Männer. „Dadurch, dass viele Ehepaare die eigene Immobilie gemeinsam kaufen, ist der Unterschied beim Anteil der Eigenheimbesitzer zwischen den Geschlechtern nicht noch größer“, schreiben die Autoren.

Wer Eigentum hat, der bevorzugt laut der Immowelt-Studie nach wie vor das Leben im eigenen Haus. 78 Prozent der befragten Eigentümer gab an, in einem Haus zu wohnen. Bei Familien mit Kindern waren es sogar 85 Prozent.

Die Wissenschaftler fragten die Eigentümer auch, wie sie zu ihren Immobilien gekommen sind. 84 Prozent der Eigentümer gaben an, ihr Eigentum selbst erworben zu haben. Nur jeder Sechste profitierte demnach von Schenkungen und Erbschaften.

Außerdem kam die Studie zu dem Ergebnis, dass viele Eigentümer die vergangene Niedrigzinsphase genutzt haben. Knapp ein Drittel der Befragten gab an, ihre Immobilie zwischen 2010 und 2019 gekauft zu haben. Ab 2011 gingen die Bauzinsen in den Keller. Kurz nach Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 stiegen sie rasant wieder an. Seitdem erschweren die vergleichsweise hohen Zinsen vielen Käufern die Finanzierung von Immobilien – oder machen es ihnen sogar unmöglich.
MAYANK SHARMA

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