Richtig rund läuft es nicht für die Betriebe in Deutschland. Hohe Kosten und Fachkräftemangel sind häufig genannte Probleme. Wachsende Sorgen bereitet vielen Firmenchefs die Cyberkriminalität. © Oliver Berg, dpa
München – Viele bayerische Unternehmen sehen laut einer neuen Umfrage schlechter werdende Standortbedingungen in Deutschland als Risiko für ihre Geschäfte. An erster Stelle der Risikoumfrage der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) steht der Fachkräftemangel, gefolgt von strukturellen Kostensteigerungen, seien es Energie-, Beschaffungs- oder Personalkosten. Auf Platz drei steht die Cyberkriminalität, auf vier die Standortbedingungen in Deutschland – zu dieser Kategorie zählen etwa Infrastruktur, Steuersystem und Regulierung.
Die vbw lässt seit dem Jahr 2019 die Einschätzung der Unternehmen zu 17 möglichen Risikofaktoren abfragen. In diesem Jahr befragte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln insgesamt 300 bayerische Unternehmen aus der Industrie und aus dem Dienstleistungssektor.
Da auch Fachkräftemangel und Kostensteigerungen in Teilen mit den heimischen Rahmenbedingungen in Zusammenhang stehen, werten die Autoren die Ergebnisse vor allem für die Industrie als „alarmierend“. „Die Verunsicherung der Unternehmen steigt“, heißt es im Papier. Insgesamt empfinden die Unternehmen die Lage als zunehmend unerfreulich. Seit der ersten Umfrage 2019 sehen die Manager etliche Risiken verschärft. Dazu zählt zwar nicht der Fachkräftemangel, den vor fünf Jahren fast zwei Drittel der Unternehmen als großes Risiko bewerteten; in der diesjährigen Neuauflage noch 47 Prozent. Doch heute sehen im Vergleich zur Umfrage vor fünf Jahren demnach fast doppelt so viele Firmen die strukturellen Kostensteigerungen, Cyberkriminalität und Standortbedingungen als große Risiken. In diesen drei Feldern sind es mittlerweile jeweils um die 40 Prozent.
In der Folge überlegen demnach nicht wenige Unternehmen über eine Verlagerung ins Ausland, laut Umfrage ist es gut jedes siebte der Unternehmen mit starkem internationalem Geschäft. Das waren im Saldo zwar weniger als im Vorjahr, doch in der Industrie ist dieser Anteil demnach um über ein Drittel gestiegen.
Ifo: Auftragsmangel verschärft sich
Auch die Konjunktur gibt Anlass zur Sorge: Im Juli berichteten über 39 Prozent der vom Münchner Ifo-Institut befragten Unternehmen von fehlenden Aufträgen, nach 38 Prozent im April. „Der Mangel an Aufträgen belastet die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland“, sagte Umfrageleiter des Forschungsinstituts, Klaus Wohlrabe. „Fast jede Branche ist betroffen.“ In der Metall- und Elektroindustrie berichtete sogar mehr als jedes zweite Unternehmen über fehlende Aufträge, im Automobilbau 43 Prozent, in der Chemie 40 Prozent.