GDL: Bahn spart an den falschen Stellen

von Redaktion

München – Wenn von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Rede ist, denkt der Otto-Normal-Fahrgast wahrscheinlich sofort an Streiks. Das ist beim jüngsten Vorstoß der GDL nicht zu befürchten. In einem fünfseitigen Brief an den Vorstand von DB Fernverkehr beschweren sich die GDL-Vertreter im Gesamtbetriebsrat über die aus ihrer Sicht „desolaten Zustände“ in ICEs und Intercitys. Die genannten Kritikpunkte lassen tief blicken, sie passen ins Bild einer Bahn, die sich in Schieflage befindet.

Ein Punkt, den die GDL anprangert: die „akute Verschlechterung des Reinigungszustandes der Züge der DB Fernverkehr AG während der Fahrten, aber überdies auch immer öfter schon bei der Bereitstellung“. Zu beklagen seien nicht nur volle Abfallbehälter, sondern auch „schmutzige Fußböden, verschmierte Scheiben, klebrige und vollgekrümelte Sitze und unzumutbar verschmutzte Toiletten“. Als Beispiel genannt werden die Doppelstockzüge, die vor allem auf der IC-Linien Rostock-Berlin-Dresden (teilweise mit Weiterfahrt nach Nürnberg/Wien) sowie Stuttgart-Zürich verkehren. Hier könne „nur noch von Ekelzuständen gesprochen werden“.

Als kontraproduktiv kritisiert wird zudem der Einstellungsstopp und der Personalabbau, der bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz verkündet worden war. Zwar sei „eine maßlose Einstellungsorgie“ vor allem bei den Führungskräften nicht tragbar. In bestimmten Teilbereichen sei der Einstellungsstopp kritisch zu sehen. Die GDL nennt hier die DB Lounge, die DB Information („Wohin sollen wir unsere Reisenden dann noch verweisen?“) und die Restaurantleiter in den Zügen.

Zudem weist die GDL auf Einsparungen in den Verkehrsleitungen hin. Sie sind der Ansprechpartner für die Zugchefs, die bei Verspätungen Reisende über ihre Anschlüsse informieren. Die Verkehrsleitungen würden nun zum administrativen Bereich gezählt, in dem die DB sparen will. Das sei falsch, Verkehrsleitungen seien ein operativer Bereich.

Die Bahn hatte vergangene Woche betont, sie müsse „beidhändig“ planen: Bei der Infrastruktur, Lokführern, Fahrdienstleitern und Servicekräften werde nicht gespart. „an anderen Stellen“ aber schon. Der Fokus liege „auf der Verwaltung und nicht-operativen Bereichen“. 2019 habe die DB 211 000 Beschäftigte gehabt, heute seien es 236 000. Bis 2030 müssten daher 30 000 Stellen wegfallen.
DW

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