Wer die Bahntrassen nutzen will, muss zahlen. Auch die Deutsche Bahn selbst. © Roland Weihrauch, dpa
Berlin – Mit einer zusätzlichen milliardenschweren Eigenkapitalspritze will der Bund die Bahn stärken – das aber könnte fatale Nebenwirkungen haben: Bahnfahren könnte teurer werden. Denn mehr Eigenkapital bedeutet höhere Trassenpreise – eine Art Schienenmaut – bei den Verkehrsunternehmen. Diese Trassenpreise sollen 2026 erneut deutlich steigen.
Die Güterbahnen sprechen von einem „Preisschock“. Auch im Nah- und Fernverkehr drohen Preissteigerungen, beim Angebot Einschränkungen. Das Bundesverkehrsministerium will nun gegensteuern.
Die Bundesregierung hatte einen neuen Kompromiss auf einen Haushaltsentwurf 2025 verkündet, um Milliardenlücken im Etat zu schließen. Erreicht wird das vor allem durch Umschichtungen bei der bundeseigenen Deutschen Bahn. Sie soll zusätzliches Eigenkapital im Umfang von 4,5 Milliarden Euro bekommen. Das wird nicht auf die Schuldenbremse angerechnet und soll direkte Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt ersetzen.
Bisher war eine Eigenkapitalerhöhung von rund 5,9 Milliarden Euro vorgesehen, damit soll die Bahn Investitionen zur Sanierung des maroden Schienennetzes vornehmen. Die Bahn soll außerdem ein milliardenschweres Darlehen bekommen. Insgesamt soll sie in den kommenden Jahren frisches Geld von mehr als 20 Milliarden Euro erhalten.
Aber: Die Bahn muss Zinsen zahlen, die sie wiederum über die Trassenpreise finanziert, mit der Folge höherer Trassenpreise. Dabei handelt es sich um eine Art Schienenmaut, die von der Bahn-Infrastruktursparte InfraGo erhoben wird. Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen sie zahlen, auch die Verkehrsunternehmen der Deutschen Bahn selbst. Mit diesen Mitteln finanziert die Bahn unter anderem die laufenden Kosten für den Betrieb, die Instandhaltung und die Investitionsbeiträge des Konzerns in das mehr als 33 000 Kilometer lange Schienennetz in Deutschland.
Für 2026 plant die InfraGo eine weitere drastische Erhöhung der Trassenpreise. Das würde dieses Mal besonders den Regionalverkehr treffen, für den die InfraGo eine Erhöhung um 23,5 Prozent bei der Bundesnetzagentur beantragte. Das geht aus der Trassenpreisinformation hervor.
Die geplante Eigenkapitalerhöhung, zu deren Höhe für 2026 die Gespräche noch nicht abgeschlossen seien, führe zu zusätzlichen Kosten, so InfraGo. „Diese ergeben sich aus Abschreibung und Kapitalkosten und verursachen den Großteil der Gesamtkostensteigerung.“
Im Schnitt sollen die Preise ab 2026 um 19,1 Prozent steigen. Auf den Fernverkehr käme eine Steigerung von 10,1 Prozent zu, auf den Güterverkehr eine Erhöhung um 14,8 Prozent.
Die Branche fürchtet weitreichende Auswirkungen auf das Angebot: „Es droht weniger Bahnverkehr für mehr Geld zu geben“, teilte etwa die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie, Sarah Stark, mit.
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz sagte, sollten der Bund und die InfraGo tatsächlich auf die Idee kommen, die Trassenpreise für den Nahverkehr um über 20 Prozent zu erhöhen, werde das Folgen haben. „Wesentliche Teile des Nahverkehrs werden einfach nicht mehr stattfinden.“