Wasserstoffspeicher in 1700 Metern Tiefe

von Redaktion

Im ostfriesischen Krummhörn testet Uniper Wasserstoffspeicher in Salzkavernen. In Bayern versucht man es mit Speichern in porösem Gestein. © Lars Penning, dpa

Düsseldorf – Der Energiekonzern Uniper nimmt demnächst einen unterirdischen Testspeicher für Wasserstoff im ostfriesischen Krummhörn in Betrieb. Etwa zwei Jahre lang soll dort unter anderem geprüft werden, wie Materialien und Technik mit dem Gas zurechtkommen. Auch die Einspeicherung von Wasserstoff unter realen Bedingungen wird erprobt.

CO2-neutral erzeugter Wasserstoff soll in einem klimaneutralen Wirtschaftssystem eine Schlüsselrolle als Energieträger und Rohstoff für die Industrie spielen. Experten rechnen künftig mit einem großen Bedarf an Wasserstoffspeichern in Deutschland. Der im Zuge der Energiekrise verstaatlichte Energiekonzern Uniper ist Deutschlands größter Erdgasspeicher-Betreiber und sieht sich als Vorreiter beim Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft.

Der Testspeicher in Krummhörn befindet sich in einer Tiefe von etwa 1700 Metern. Die sogenannte Kaverne ist etwa 30 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 16 Metern. Das Volumen liegt bei 3000 Kubikmetern. Die Kaverne ist günstig gelegen: In der Nähe soll das geplante Wasserstoffpipeline-Kernnetz vorbeiführen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) betonte: „Dieses Vorhaben kann eine Schlüsselrolle beim Hochlauf der deutschen Wasserstoffwirtschaft spielen.“ Niedersachsen sei dank der Lage an der Nordsee und der vorhandenen Infrastruktur prädestiniert, eine führende Rolle in der Transformation und der Energiewende zu übernehmen.

Die Erstbefüllung der Testkaverne ist für Ende September geplant. Nach Angaben des technischen Leiters der Uniper-Gasspeichersparte, Frank Holschumacher, wird dafür „grüner“ Wasserstoff verschiedener Hersteller verwendet.

Sollte sich die Wasserstoffspeicherung nach der zweijährigen Testphase wirtschaftlich lohnen, will Uniper die Kaverne für eine kommerzielle Nutzung vergrößern. Das sogenannte Aussolen wird laut Holschumacher voraussichtlich drei bis fünf Jahre dauern. Die nutzbare Menge liege dann bei 250 Gigawattstunden Wasserstoff. Für das Aussolen dieser neuen Kaverne rechnet er mit Kosten in Höhe von 350 bis 500 Millionen Euro.

Uniper gehören in dem Salzstock noch drei weitere Kavernen, die in der Vergangenheit als Erdgasspeicher genutzt wurden. Derzeit sind sie mit Wasser gefüllt. Falls es sich lohnt, sollen auch sie zu Wasserstoffspeichern ertüchtigt werden. Darüber hinaus können laut Uniper in dem Salzstock noch sechs weitere neue Kavernen gebaut werden.

Insgesamt plant Uniper Energy Storage bis 2030 die Entwicklung von Salzkavernen zu Wasserstoff-Speichern mit einer Kapazität von bis zu 600 Gigawattstunden. Hierzu würden bestehende und neue Standorte entlang des Wasserstoff-Kernnetzes in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen untersucht, hieß es. Uniper ist nicht das erste Unternehmen, das eine Wasserstoffspeicherung erprobt. So untersucht etwa der Oldenburger Energiekonzern EWE schon seit Längerem mithilfe einer Testkaverne in Rüdersdorf bei Berlin, worauf es beim Betrieb eines Wasserstoffspeichers ankommt.

Uniper testet seit einigen Monaten im bayerischen Bierwang, wie man Wasserstoff in porösem Gestein lagern kann. Dem Speicherverband Ines sind aktuell achtzehn Projektideen bekannt, die unterschiedlich weit fortgeschritten sind. „Bei den Projekten handelt es sich in der Regel um kleinere Forschungs- und Entwicklungsvorhaben“, erklärt Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann.

Das Bundeswirtschaftsministerium will bis zum Jahresende eine Wasserstoffspeicherstrategie vorlegen. Die Branche erhofft sich davon etwa Hinweise darauf, wie Planungs- und Genehmigungsverfahren künftig beschleunigt werden können.

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