Deutschland droht Rückfall in die Rezession

von Redaktion

Die deutsche Wirtschaft kommt nicht aus der Krise. Einer der Gründe: Die Verbraucher halten sich beim Kaufen zurück. Bei den Staatsfinanzen gibt es hingegen erfreuliche Nachrichten.

Die deutsche Wirtschaft hat Probleme. Die Verschuldung ist eines der geringsten. Mehr belastet die Unternehmen, dass die Verbraucher ihr Geld lieber zurücklegen, als es auszugeben. © Kay Nietfeld, dpa

Wiesbaden – Gesunkene Investitionen, Krise am Bau und sparsame Verbraucher: Nach einem leichten Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im Frühjahr droht Deutschland der Rückfall in die Rezession. Im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt gemessen am Vorquartal um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit bestätigte sich eine erste Schätzung von Ende Juli. Mit dem Minus schnitt Deutschland schlechter ab als viele andere europäische Länder. Ökonomen erwarten vorerst wenig Besserung.

„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auf der Stelle tritt“, kommentierte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Das zeige, wie nötig die Wachstumsinitiative der Bundesregierung sei. Die Ampel-Koalition hat sich 49 Maßnahmen vorgenommen, um die Wirtschaft anzukurbeln – umgesetzt ist davon aber bisher kaum etwas.

Trotz Konjunkturflaute verbuchte der deutsche Staat im ersten Halbjahr aber steigende Steuereinnahmen und ein leicht gesunkenes Defizit, berichteten die Statistiker weiter. Mit einer Staatsdefizitquote von 1,8 Prozent hält Deutschland die EU-Haushaltsvorgaben locker ein – ungeachtet des Dauerstreits um Bundeshaushalt und Schuldenbremse.

Einer der Gründe für die schrumpfende Wirtschaft im zweiten Quartal waren den Statistikern zufolge mangelnde Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Sie sanken um 4,1 Prozent zum Vorquartal und damit noch deutlicher als die Investitionen in Bauten (minus 2,0 Prozent).

„Nach dem leichten Anstieg im Vorquartal hat sich die deutsche Wirtschaft im Frühjahr wieder abgekühlt“, sagte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Auch vom Außenhandel fehlen Impulse: Exportiert wurden im Frühjahr 0,2 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen als im ersten Vierteljahr. Das trifft die deutsche Industrie.

Noch springt auch die Kauflaune der Verbraucher nicht an – viele halten ihr Geld in der Inflation zusammen. Im zweiten Quartal schrumpfte der private Konsum laut Statistischem Bundesamt um 0,2 Prozent zum Vorquartal. Die Stimmung der Verbraucher kühlte sich im August zudem ab, zeigt die neueste Konsumklimastudie der Nürnberger Institute GfK und NIM.

Die Erwartungen der Konsumenten hinsichtlich Einkommen und Konjunktur seien zurückgegangen – die Sparneigung dagegen gewachsen. „Offenbar war die Euphorie, die die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgelöst hat, nur ein kurzes Aufflackern und ist nach Ende des Turniers verflogen“, sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl.

Mit dem Minus im zweiten Quartal droht Deutschland erneut eine Rezession. Schrumpft das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Schon 2023 war die Wirtschaftsleistung leicht zurückgegangen.

Besser als bei der Konjunktur steht es um die Staatsfinanzen. Das deutsche Staatsdefizit ist leicht zurückgegangen. Nach vorläufigen Berechnungen gab es im ersten Halbjahr 38,1 Milliarden mehr Ausgaben als Einnahmen.

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