Berlin – Mehrere Lebensversicherer in Deutschland müssen nach Ansicht der Finanzaufsicht BaFin bei Thema Kundennutzen nachbessern. „Lebensversicherungen sollen den Absicherungsbedürfnissen und den Renditeerwartungen der Kunden gerecht werden. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber leider nicht“, kritisierte BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens am Dienstag in Bonn. Vorgaben bei den Effektivkosten und der Stornoquote werden demnach nicht umgesetzt.
Im Mai des vergangenen Jahres hatte die Finanzaufsicht festgelegt, was sie von den Versicherungsunternehmen erwartet. Parallel dazu analysierte sie unter anderem die Kosten, die Abschlussprovisionen und die Stornoquoten verschiedener Produkte. Dabei sind 13 Versicherer besonders auffällig geworden. Insbesondere die Effektivkosten waren dabei im Fokus. Diese geben an, wie stark die jährliche Rendite durch die Kosten gemindert wird. „Bei Produkten mehrerer Unternehmen lag zum maßgeblichen Zeitpunkt die Effektivkostenbelastung bei vier Prozent oder sogar deutlich höher“, erklärte die BaFin. Die Unternehmen müssten also mit den dazugehörigen Kapitalanlagen eine Rendite mindestens in derselben Höhe erwirtschaften, damit die Kunden davon profitierten.
„Wenn die Effektivkosten so hoch sind, müssen die Versicherer prüfen, ob zumindest für diejenigen Kunden das Renditeziel mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erreicht wird, die ihren Vertrag ab dem genannten Zeitpunkt kündigen“, erklärte Wiens. Nur dann könne von einem „angemessenen Kundennutzen“ die Rede sein.
Einige Versicherer seien zudem mit „sehr hohen Stornoquoten aufgefallen“, so die BaFin-Managerin. Insbesondere hätten viele Menschen ihre Verträge bereits in den ersten Jahren, in denen die meisten Kosten anfallen, wieder gekündigt. Für solche Produkte dürfte ein angemessener Kundennutzen laut Wiens nicht gegeben sein. Liegt ein solcher Missstand vor, kann die BaFin den Verkauf bestimmter Versicherungen verbieten und auch gegen einzelne Vorstandsmitglieder vorgehen.