Berlin – Der neue Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Mario Reiß, hat die Lage bei der Deutschen Bahn kritisiert. Er persönlich spüre zwar noch Eisenbahnerstolz – auch wenn es seit Jahren „nicht mehr stolz macht, was da draußen auf den Schienen passiert“, sagte er im Deutschlandfunk. „Man muss sich ja inzwischen fremdschämen.“ Reiß kritisierte etwa, dass es im Konzern DB keine Fehlerkultur gebe. „Wir haben viele Fachleute verloren“, weil sie Kritik geäußert hätten. Das Personal müsse „Managementfehler“ ausbaden – er nannte als Beispiel kleinere Baustellen, die ohne Ankündigung „plötzlich“ auftauchten. Die monatelange Vollsperrung einer Strecke im Zuge der Korridorsanierung indes führe dazu, dass „Riesen-Regionen“ abgehängt würden, sagte Reiß weiter. Die GDL verteidige hier „das alte System, dass man einseitig ebenfalls die Strecke vollsanieren kann“. Dann sei aber das Fahren auf der anderen Seite möglich. Das müsse natürlich vorgeplant werden, mit Ausweich- und Überholstrecken. Verkehrsminister Wissing warf Reiß in Bezug auf die Bahn Nichtstun vor. Sein Fehler sei, dass er dem Bahn-Vorstand das Handeln überlasse.