Ein neuer starker Mann bei der Baywa

von Redaktion

Unternehmensberater soll Konzern aus der Krise führen – Firmenwert auf Talfahrt

München – Beim krisengeschüttelten bayerischen Agrarkonzern Baywa haben die Gläubigerbanken die Karten jetzt neu gemischt. Als starker Mann im Unternehmen fungiert künftig der im Juli bestellte Sanierungsexperte Michael Baur. Er soll, wie bereits gestern kurz berichtet, als Generalbevollmächtigter dem Vorstand zur Seite stehen. Branchenkreise interpretierten die Installierung des Restrukturierungsfachmanns von der Unternehmensberatung Alix Partners als faktische Entmachtung des Vorstands. Dem amtierenden Vorstandsvorsitzenden Marcus Pöllinger und seinem Finanzvorstand Andreas Helber war unglückliches Agieren in der akuten Liquiditätskrise der vergangenen Wochen vorgeworfen worden. Beide hatten außerdem bereits unter der Ägide von Baywa-Chef Klaus Lutz Verantwortung in der Baywa getragen und dessen forcierten Expansionskurs mitgetragen, der dem Unternehmen eine Schuldenlast von mehr als 5 Milliarden Euro aufbürdete.

In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, Baur werde den Titel „Chief Restructuring Officer“ (CRO) tragen, direkt mit dem Vorstand der BayWa AG zusammenarbeiten und für alle Maßnahmen im Zusammenhang mit der Restrukturierung der BayWa Gruppe verantwortlich sein. Der BayWa-Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Scheller sagt: „Michael Baur ist Experte für die finanzielle und operative Restrukturierung und Transformation von Unternehmen. Er hat schon viele Restrukturierungsprojekte bei mittelständischen und börsennotierten Unternehmen erfolgreich geleitet. In der jetzigen Situation ist er die richtige Wahl.“

BayWa-CEO Marcus Pöllinger wird mit folgenden Worten zitiert: „Wir arbeiten bereits seit Wochen intensiv mit Herrn Baur bei der Stabilisierung der BayWa zusammen und freuen uns diese Zusammenarbeit ab heute auf ein neues Level heben zu können. Er wird uns rascher dem bereits in der Strategie 2030 angelegten Ziel einer robusteren und profitableren BayWa näherbringen.“

Laut Michael Baur sei die Baywa zuletzt erfolgreich stabilisiert worden. „Jetzt arbeiten wir an einem umfangreichen Restrukturierungskonzept. Dieses gilt es konsequent und zielorientiert umzusetzen und die BayWa wieder in eine nachhaltige Unternehmenssituation zu führen.“

Aufgrund einer angespannten Finanzlage hatte sich die BayWa AG Mitte August mit ihren größten Gesellschaftern und kreditgebenden Banken auf ein umfassendes Finanzierungspaket in Höhe von rund 550 Mio. Euro geeinigt. Mit Hochspannung wird ein bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten erwartet. Es soll Ende September vorliegen. In den vergangenen Wochen war auch darüber spekuliert worden, ob zur Rettung der Baywa Staatshilfen erforderlich sein könnten. An der Börse hat die Baywa-Aktie seit Bekanntwerden der Liquiditätskrise Mitte Juli ein Debakel erlitten: Der Kurs stürzte von 23 auf 9 Euro ab. Gestern notierte das Papier bei 11,42 Euro. Ende 2022 hatte die Aktie noch fast 50 Euro gekostet.
GEO

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