Verkauf von DB Schenker weitgehend fix

von Redaktion

DSV aus Dänemark bezahlt 14,3 Milliarden Euro für die Bahn-Tochter. Damit entsteht ein weltweiter Logistik-Riese. Beschäftigte befürchten einen Stellenabbau.

Der Verkauf von DB Schenker bringt 14,8 Milliarden Euro ein. Der Konzern kann es brauchen, denn er hat 30 Milliarden Euro Schulden. Hier: Ein Schenker-Truck im Hamburger Hafen. © Christian Charisius/dpa

Berlin/Essen – Der Verkauf der Spedition Schenker durch die Deutsche Bahn ist weitgehend unter Dach und Fach. Käufer ist das dänische Unternehmen DSV. Eine entsprechende Vereinbarung sei am Freitag unterzeichnet worden, teilten beide Seiten mit. 14,3 Milliarden Euro zahlt DSV für die Anteile an Europas größter Spedition. „Inklusive der erwarteten Zinserträge bis zum Vollzug ergibt sich damit ein Gesamtverkaufswert in Höhe von 14,8 Milliarden Euro“, heißt es in der Mitteilung weiter.

„Im Einklang mit unserer Starke-Schiene-Strategie konzentrieren wir uns geschäftlich auf die gemeinwohlorientierte Schieneninfrastruktur in Deutschland sowie klima–freundlichen Personen- und Güterverkehr in Deutschland und Europa“, sagt Bahnchef Richard Lutz. Der Traum vom weltweiten Logistikkonzern ist für die Deutsche Bahn damit endgültig Vergangenheit.

Allerdings muss der Aufsichtsrat der Bahn der Vereinbarung noch zustimmen. Das Gremium tagt kommende Woche. Der Bund als Eigentümer hatte den Verkauf gefordert. „Die Unternehmenstätigkeit der Schenker AG hat keinen Bezug zum Kerngeschäft der Bahn“, begründet Verkehrsminister Volker Wissing. Bei den anstehenden Aufgaben der Bahn im Schienenverkehr gebe es noch genug zu tun. Von Seiten des Eigentümers dürfte es im Aufsichtsrat daher keinen Widerstand geben.

Anders sieht es bei den Arbeitnehmervertretern aus. „Neben wirtschaftlichen Faktoren ist für uns maßgebend, wie der Erlös verwendet und vor allem wie Arbeitsplätze gesichert sowie soziale Faktoren berücksichtigt werden sollen“, stellt der Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG, Martin Burkert, klar. Erst nach einer Prüfung werde die EVG ihr Stimmverhalten festlegen.

Die Furcht vor einem Stellenabbau geht vor allem in der Essener Schenker-Zentrale um, in der 700 Leute arbeiten. Zwei Unternehmenszentralen wird es kaum geben können. Die Bahn wie auch DSV-Chef Jens Lund sehen für die Besorgnis keinen Anlass. „Insgesamt will der Käufer in Zukunft mehr Arbeitsplätze in Deutschland bieten“, erklärt die Bahn. Zentrale Funktionen würden auch in Essen erhalten bleiben. Lund wiederum will „mit erheblichen Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit langfristiges Wachstum sichern und nachhaltige Arbeitsplätze schaffen“. Vertragliche Zusagen zum Schutz der Arbeitsplätze gelten für zwei Jahre nach Abschluss des Verkaufs, der im kommenden Jahr vollzogen werden soll.

Damit entsteht ein Logistik-Riese. DSV ist mit 74 000 Beschäftigten in 80 Ländern, Schenker mit 73 000 Beschäftigten in 130 Ländern aktiv. Zusammen wollen beide Unternehmen Weltmarktführer bei Transporten zu Lande, Wasser und in der Luft werden. Wissing sieht gute Chancen für weiteres Wachstum von Schenker. Innerhalb des Bahnkonzerns fehlten die Investitionsspielräume für mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Den Milliardensegen kann die Deutsche Bahn gut gebrauchen. Der Konzern ist mit mehr als 30 Milliarden Euro verschuldet. Der Verkaufserlös soll vor allem in die Tilgung der Schulden fließen. Wie viel davon auch für Investitionen in die Schiene gesteckt werden kann, ließen Bahn und Minister offen. Der Verkaufserlös liegt jedenfalls am oberen Rand der Erwartungen. Es gab noch ein weiteres Angebot für Schenker, den Finanzinvestor CVC. Das war auch der Favorit der Gewerkschaften, weil Schenker damit eigenständig erhalten bliebe.

Der Verkauf bringt der Bahn zwar viel Geld ein, erhöht damit aber auch den Druck auf eine wirtschaftliche Verbesserung in den verbleibenden Konzernsparten. Denn in den vergangenen Jahren hat Schenker als einziger Geschäftszweig ordentliche Gewinne erwirtschaftet, allein im vergangenen Jahr operativ über eine Milliarde Euro. Das Sorgenkind Güterverkehr hat dagegen eine halbe Milliarden Euro eingebüßt. Mit einem harten Sanierungsprogramm, das unter anderem den Abbau von 30 000 Stellen im Konzern vorsieht, will Lutz bis 2027 auch ohne Schenker wieder einen Milliardenüberschuss erzielen. Ein Sanierungskonzept wird der Aufsichtsrat in der kommenden Woche beraten.

Mit Schenker geht ein Traditionsunternehmen in dänischen Besitz über. Gegründet wurde das deutsche Unternehmen vor mehr als 150 Jahren. 1931 übernahm die Deutsche Reichsbahn Schenker. 1991 verkaufte die damalige Bundesbahn Schenker an die Stinnes AG. Die Deutsche Bahn kaufte die Anteile dann 2002 wieder zurück.

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