Washington – Die US-Notenbank Federal Reserve stand gestern vor ihrer ersten Zinssenkung seit mehr als vier Jahren. Analysten gingen davon aus, dass die Fed den Leitzins am Mittwochabend um 0,25 Prozentpunkte oder gar 0,5 Prozentpunkte senken wird. Zuvor lag der Zins noch in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent – der höchste Stand seit mehr als 20 Jahren. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt wollte ihre Entscheidung gestern um 20 Uhr deutscher Zeit bekanntgeben.
Die Federal Reserve hatte den Leitzins zuletzt im März 2020 gesenkt – um die Wirtschaft in der beginnenden Corona-Pandemie anzukurbeln. Danach blieben die Zinsen zunächst an der Null-Marke – bis die Fed im März 2022 mit Erhöhungen in rekordverdächtigem Tempo begann und den Zinssatz vor einem Jahr auf das aktuelle Niveau hochschraubte.
In den USA hat sich der Preisauftrieb zuletzt abgeschwächt. Das gibt der Federal Reserve mehr Handlungsspielraum für Zinssenkungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte bereits im Juni die Zinswende eingeleitet.
Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent. Es handelt sich um die niedrigste Inflationsrate seit Februar 2021. Die US-Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Auch der Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt abgeschwächt. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen. Im Sommer 2022 lag sie bei mehr als 9 Prozent.
DPA