Berlin – Deutschland verfügt zwar über eine leistungsfähige Industrie, aber nur über wenige Rohstoffe. Unternehmen sind deshalb auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben deutlich gemacht, wie verletzlich die Lieferketten sind. Mit einem Rohstofffonds der staatlichen Förderbank KfW will die Bundesregierung die Versorgung nun breiter aufstellen und die Abhängigkeit der deutschen Industrie insbesondere von China reduzieren. „Jetzt kann es endlich losgehen“, sagt Wirtschafts-Staatssekretärin Franziska Brantner.
Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, hat die Bundesregierung zur Sicherung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen die Schaffung eines Eigenkapitalinstruments beschlossen, den sogenannten Rohstofffonds. Dieser dient zur Beteiligung an strategischen Rohstoffprojekten in den Bereichen Gewinnung, Weiterverarbeitung und Recycling. Die staatliche Förderbank KfW setze den Fonds technisch um. Die KfW arbeite derzeit mit Hochdruck daran. Details würden zeitnah vorgestellt.
Für die Digitalisierung und die Elektrifizierung der Mobilität braucht die deutsche Industrie vor allem Kupfer, Lithium und Seltene Erden. Nach Einschätzung von Experten ist Deutschland gerade auch im internationalen Wettbewerb beispielsweise mit China nicht gut aufgestellt. „Deutsche Unternehmen haben die Rohstoffbeschaffung lange Zeit dem Weltmarkt überlassen und in einer Phase expandierender Globalisierung auf die funktionierende globale Arbeitsteilung vertraut“, heißt es einem Kurzbericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft. „Mit der Corona-Pandemie, Lieferkettenproblematiken und kriegerischen Auseinandersetzungen sowie dem sich immer deutlicher herausbildenden Systemkonflikt zwischen den USA und China, ist die globale reibungslose Vernetzung nicht mehr selbstverständlich.“
Der Geologe und Unternehmer Christian Möbius will den deutschen Unternehmen jetzt aus der Bredouille helfen. Der Deutsch-Argentinier hat sich für seine Firma Southern Cross Britannia im Nordwesten von Argentinien Bergbaulizenzen für eine Fläche von 130 000 Hektar gesichert. Im Gebiet „Hombre Muerto“ (Toter Mann) hofft er auf große Lithiumvorkommen. Erste geologische Studien legen nahe, dass in der Region auf über 4000 Metern Höhe besonders konzentrierte Lithium-Reserven im Boden liegen. Sechs Probebohrungen in bis zu 700 Metern Tiefe sollen nun Klarheit schaffen.
„Ein Land wie Deutschland mit einer großen Industrie ist zu abhängig von ausländischen Zulieferern beispielsweise aus Asien“, sagt Möbius. „Gerade im Zeitalter von Internet, Künstlicher Intelligenz und Bitcoin-Mining brauchen wir Rohstoffe – diese Industrien werden große Treiber der Energie- und Kupfernachfrage sein.“
Zwar ist Lithium derzeit noch ausreichend verfügbar, allerdings dürfte die Nachfrage in den kommenden Jahren deutlich steigen. „Ein Großteil der Lithiumproduktion ist bereits über Lieferverträge an Abnehmer aus Asien gebunden“, sagt Möbius. „Es ist nur wenig auf dem freien Markt verfügbar.“ Der Unternehmer hegt Zweifel, ob der geplante Rohstofffonds der Bundesregierung die Abhängigkeit von ausländischen Firmen tatsächlich reduzieren kann. „Der Fonds würde sein Ziel verfehlen, wenn die Mittel vor allem in bereits weit fortgeschrittene Projekte fließen, denn die sind meist schon in den Händen von Kanadiern, Amerikaners, Australiern und Chinesen.“
Auch in Afrika ist das Rennen auf die begehrten Bodenschätze längst eröffnet. Die EU und die USA unterstützen den Bau eines neuen Handelskorridors – von Sambias Kupfergürtel durch die rohstoffreiche Katanga-Region der Demokratischen Republik Kongo bis nach Angola mit seinen riesigen Ölreserven sowie Vorkommen an Chrom, Graphit, Lithium und Nickel.angolanische Ökonom Benedito Mavo. „Wer bei dem Projekt vorne mitmischt, wird sich einen großen Teil des Mineralreichtums Afrikas sichern können“, sagt Mavo. Er glaubt, dass die Seestrecke von der angolanischen Hafenstadt Lobito nach Westeuropa und in die USA eine der weltweit wichtigsten Schifffahrtsrouten werden könnte.
DPA