Teile von BASF sind nicht mehr wettbewerbsfähig, findet der neue Konzernchef, Markus Kamieth. © Uwe Anspach, dpa
Ludwigshafen – Der weltgrößte Chemiekonzern BASF kämpft mit einem weitreichenden Umbau gegen hohe Energiekosten und die schwache Wirtschaftsentwicklung. Mit einer neuen Strategie will Vorstandschef Markus Kamieth den angeschlagenen Chemieriesen profitabler machen – und verkündet schmerzhafte Botschaften für die Beschäftigten und Aktionäre. Das Stammwerk Ludwigshafen steht erneut vor Einschnitten: Weitere Chemieanlagen könnten geschlossen werden, wie BASF zum Kapitalmarkttag mitteilte. Zugleich sollen Geschäftsteile an die Börse gebracht oder verkauft werden.
■ Dividende gekappt
Die neue Strategie sieht eine stärkere Fokussierung auf das Kerngeschäft vor, wie der seit April amtierende Kamieth erläuterte. Zudem sollen Verlustbringer abgestoßen und der Sparkurs fortgesetzt werden. Aber nicht nur auf die weltweit rund 112 000 Beschäftigten kommen härtere Zeiten zu, auch die Aktionäre müssen bluten – die Dividende bei BASF wird erstmals seit 2010 gekürzt. Die Ausschüttung soll in den kommenden Jahren nur noch bei mindestens 2,25 Euro je Aktie liegen. Für 2023 hatte BASF noch 3,40 Euro pro Anteil bezahlt.
Die Gewerkschaft IG BCE kritisierte die Strategie als einseitig. „Anlagen abbauen, Stellen streichen und zur Transformation in Trippelschritten: Für den größten Chemiekonzern der Welt genügt das nicht als Konzept“, sagte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE und BASF-Aufsichtsrat. Der Betriebsrat forderte, den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen von Ende 2025 auf 2030 zu verlängern. „Durch die vielen Sparprogramme fühlen sich die Beschäftigten ohnmächtig“, sagte der Betriebschefin Sinischa Horvat.
■ Anlagen stillgelegt
Besonders im Blick steht das schwächelnde Stammwerk Ludwigshafen. Standortleiterin Katja Scharpwinkel schloss eine Stilllegung weiterer Chemieanlagen nicht aus. Die Mehrzahl sei in ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig. „Unsere Ergebnisse zeigen aber auch, dass einzelne Anlagen und Produktionslinien aufgrund von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit oder struktureller Unterauslastung keine ausreichenden Erträge mehr erzielen.“ Scharpwinkel prophezeite: „Der Standort Ludwigshafen wird schlanker, aber stärker sein.“
■ Kosten sinken
BASF hatte wegen schwächelnder Geschäfte schon 2022 ein großes Sparprogramm verkündet. Damit sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro sinken. Geplant ist der Abbau von rund 3300 Jobs weltweit, davon 700 Stellen in der Produktion in Ludwigshafen. Auch die Schließung mehrerer Chemieanlagen wegen hoher Energiepreise wurde beschlossen, etwa für Ammoniak und das Kunststoffvorprodukt TDI.
Im Stammwerk sollen laut dem jüngsten, im Februar verkündeten Sparprogramm bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden.
DPA