Die Luft- und Raumfahrtsparte von Airbus wird der Stellenabbau besonders treffen. Der Konzern spart aber nicht nur, er stellt sich auch strategisch neu auf. © Felix Kästle, dpa
München – Airbus Defence and Space will vor allem in der Raumfahrtsparte bis zu 2500 Stellen streichen. Der Abbau soll bis Mitte 2026 erfolgen, kündigte der Konzern weiter an. Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte von Airbus beschäftigt in Deutschland und anderen europäischen Ländern annähernd 35 000 Menschen.
Die Raumfahrtsparte des Konzerns musste im ersten Halbjahr Abschreibungen in Höhe von 989 Millionen Euro verbuchen und verhagelte dem Airbus-Konzern damit die Zwischenbilanz. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in Gesprächen mit den Gewerkschaften.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte bei Vorlage der Halbjahresbilanz auf die großen Herausforderungen im Raumfahrtgeschäft verwiesen und angekündigt: „Wir gehen jetzt die Wurzeln des Themas an.“
Von einem „fortgesetzt komplexen Geschäftsumfeld“ ist in der Ankündigung von Airbus die Rede. Ein Hinweis darauf, dass sich eine ganze Branche im Wandel befindet. Die Strukturen der europäischen Raumfahrt sind traditionell an staatlichen oder staatsnahen Auftraggebern ausgerichtet.
Das war lange ein langfristiges und gut planbares Geschäftsmodell, entspricht aber nicht mehr der wirtschaftlichen Realität. Raumfahrt ist zu einer Branche wie jede andere geworden. Mit vielen privaten Akteuren und einem harten Wettbewerb.
Elon Musks Raumfahrtunternehmen Space X gibt preislich den Takt vor, mit dem künftig auch die europäischen Spieler mithalten wollen. Das gilt nicht nur für die Trägerraketen, wo die europäische Ariane-Group es nun mit Kosten zu tun hat, mit denen man kaum mehr mithalten kann.
Ein ganz ähnlicher Prozess läuft auch bei den Satelliten ab – zumindest bei denen die die Erde in niedrigen Umlaufbahnen umkreisen – wie Elon Musks Starlink-Satelliten, die man oft in ganzen Schwärmen am Himmel beobachten kann. Doch längst hat Musk auch erdferne Ziele ins Visier genommen – er träumt von privaten bemannten Missionen zum Mars.
Und auch für andere Unternehmen ist der Weltraum, insbesondere der Mond bereits zur Wirtschaftsregion erkoren worden. Etwa für Rohstoffgewinnung oder sogar für Industrie. Der erdferne Weltraum rückt deutlich näher, wenn man mit dem Gerät nicht erst die Anziehungskraft der Erde überwinden muss.
Die Europäer wissen längst, dass sie sich diesen Herausforderungen stellen müssen, um im Bereich Raumfahrt überleben zu können. „Die 2023 eingeleiteten Bemühungen zur Umgestaltung beginnen Früchte zu tragen“, sagt Spartenchef Michael Schöllhorn: Doch offenbar noch nicht genug. Der Markt erfordere es, schneller, schlanker und wettbewerbsfähiger zu werden, sagte er weiter. Die Pläne betrifft nicht nur die Raumfahrt sondern auch die die anderen Geschäftszweige der Sparte, die mehr Eigenverantwortung bekommen sollen. Damit und mit dem geplanten Stellenabbau, soll mit den Betriebsräten verhandelt werden.
Die Arbeitnehmervertretung reagierte eher moderat. Man werde gemeinsam mit der IG-Metall die Belegschaft und den Standort Deutschland schützen. „Wir konnten bereits vor Beginn der Verhandlung betriebsbedingte Kündigungen ausschließen“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Thomas Pretzl. Kein Wunder: In anderen Bereichen des europäischen Technologiekonzerns herrscht immer noch Bedarf an Fachkräften.