Bei der Baywa rollen Köpfe: Chef und Finanzchef gehen

von Redaktion

München – Dass die Baywa-Krise personelle Konsequenzen haben wird, war zu vermuten. Nun ist es offiziell: Baywa-Chef Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber müssen gehen. Man bedanke sich bei Pöllinger und Helber für ihr langjähriges Engagement, so der Baywa-Aufsichtsratschef Gregor Scheller, der betonte: „Das Unternehmen wird nach einer turbulenten Phase organisatorisch neu aufgestellt.“

Konkret sieht das so aus: Der Restrukturierungsexperte Michael Baur von der Unternehmensberatung Alixpartners, im September als externer Sanierer eingesetzt, rückt formell in den Vorstand auf. Dort wird Baur bisherige Aufgaben von Pöllinger übernehmen, der schon Ende Oktober seinen Hut nimmt. Baur wird das Unternehmen zusammen mit Reinhard Wolf, Marlen Wienert und Finanzchef Helber leiten, der bis zum Abschluss des Geschäftsjahres Ende März 2025 auf seinem Posten bleibt. Nachfolger für Pöllinger und Helber werden bereits gesucht.

Mit dem Umbau sitzen nun vor allem die Baywa-Gläubiger, zu denen die Genossenschaftsbanken aus Deutschland und Österreich gehören, im Konzern am Ruder. Baur wurde als Chefsanierer von den Geldgebern und Banken eingesetzt. Und Wolf stammt aus dem Umfeld der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest, die fast ein Drittel der Baywa-Anteile hält und diese Position jüngst noch ausgebaut hat. Dem Vernehmen nach soll er seinen bisher parallel laufenden Job als Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria aufgeben und sich voll auf die Baywa konzentrieren. Mit Gregor Scheller stellen die Genossenschaftsbanken auch im Aufsichtsrat seit einiger Zeit den mächtigsten Mann.

Die Baywa war wegen eines ungebremsten Wachstumskurses unter Pöllingers Vorgänger Klaus Josef Lutz, derzeit Präsident der Bayerischen Industrie- und Handelskammer. Nun drücken das Traditionshaus Milliardenschulden. Hinzu kam schlechtes Finanzmanagement. Im Sommer musste die Baywa ein Sanierungsgutachten beauftragen und Baur als externen Sanierer an Bord holen. Die größte Hürde für die Zukunft des Unternehmens sei genommen, schrieb Pöllinger am Donnerstag in einem Abschiedsbrief an die Baywa-Mitarbeiter. Die Baywa sei bis 2027 durchfinanziert, zudem habe man mit den Beratern ein Sanierungskonzept erarbeitet, das den Mitarbeitern bald vorgestellt werde.

„Gewiss wird auch die weitere Zeit des Umbruchs nicht einfach“, kündigte der scheidende Chef in dem Schreiben an die Mitarbeiter an. Sie sollten dennoch mit Zuversicht nach vorne blicken. Den „vielen zupackenden, ideenreichen, lebensklugen Kolleginnen und Kollegen“ dankte er dort für 16 gemeinsame Jahre bei der Baywa: „Es war mir eine Ehre.“
HÖSS

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