Kein Staatsgeld für Flugtaxis

von Redaktion

Das Start-up Lilium aus dem Landkreis Starnberg braucht vor dem Start viel Geld. Vom Bund kam jetzt eine Absage. © Imago

München – Es gab noch vage Hoffnung, doch auch die ist nun dahin: Der Elektroflugzeug-Pionier Lilium soll keine 50 Millionen Euro Staatsbürgschaft vom Bund bekommen. Damit ist auch das Angebot der Staatsregierung in Bayern hinfällig, dem Flugtaxi-Hersteller mit weiteren 50 Millionen Euro Kredit unter die Arme zu greifen. Bayern will die Hilfen nicht alleine stemmen und hat seine Zusage an Berlin geknüpft.

Das Start-up aus Oberpfaffenhofen bei München arbeitet an einem elektrischen Senkrechtstarter, der als Flugtaxi dienen soll. Der bemannnte Erstflug war ursprünglich für dieses Jahr geplant, wurde aber auf 2025 verschoben. Dennoch sollen die ersten Maschinen 2026 an Kunden ausgeliefert werden, verspricht das Jungunternehmen, zu dessen Geldgebern der chinesische Internetriese Tencent gehört. Die Entwicklung des Flugtaxis hat schon Unsummen verschlungen, Lilium hat offenbar rund 1,5 Milliarden Euro ausgegeben. Bleibe der Staatskredit aus, sei eine Insolvenz nicht auszuschließen, hatte das an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistete Start-up bereits in einer Pflichtmitteilung Ende September gewarnt.

Dass die Hilfe aus Deutschland nun wohl vom Tisch ist, ist auch ein Politikum. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder macht jedenfalls die Grünen für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich. Das Nein aus dem Bund sei „Bayern-Bashing und ein bitterer Rückschlag für den Technologie-Standort Deutschland.“ Mit dem Kanzleramt sei eine Unterstützung abgesprochen gewesen. Dass sie nun nicht komme, sei eine Fehlentscheidung. „Alte Industrie im Norden wie Werften wird vom Bund mit Milliardensummen unterstützt, aber für Zukunftsinvestitionen im Süden gibt es keinen Cent“, so Söder.

Ob wirklich die Grünen die Hilfen abgeräumt haben, wie es dem Vernehmen nach heißt, ist nicht ganz klar: Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) waren offenbar für die Bürgschaft. Bei der FDP war allerdings auch Finanzpolitiker Frank Schäffler lange gegen den Kredit. Auch die Start-up-Welt ist gespalten. So forderte der Start-up-Verband vehement einen Staatskredit, der Lieferando-Gründer Christoph Gerber lehnt diesen jedoch ab. Lilium habe wollte dieses Jahr schon 90 Flugzeuge in der Luft und 240 Millionen Euro Umsatz haben, nichts davon sei erreicht worden.

Wie es mit Lilium weitergeht, ist ebenfalls unklar. Laut Pflichtmeldung ist eine Insolvenz nicht mehr ausgeschlossen. Das Unternehmen äußerte sich auf Nachfrage nicht dazu, hofft aber wohl auf neue Investoren, etwa aus China oder den USA. Außerdem gibt es ein Angebot über 220 Millionen des französischen Staates, sofern Lilium Werke nach Frankreich verlegt.

Nächste Option: Söder stellt doch den ganzen Kredit über 100 Millionen bereit. Bisher hat er aber abgewunken.
HÖSS

Artikel 4 von 10