Kapitalmarkt soll Rente stärken

von Redaktion

In den USA ist Altersvorsorge über Pensionsfonds traditionell stark an den Aktienmarkt gebunden. © SPENCER PLATT, afp

München/Berlin – Die an den Aktienmärkten möglichen hohen Renditen sollen bald auch die Alterssicherung in Deutschland stabilisieren. Denn das Vertrauen in eine sichere Rente ist zumindest bei den jüngeren Arbeitnehmern erschüttert. Die Beiträge werden für sie stark ansteigen, weil die aktiven Arbeitnehmer immer mehr Rentner finanzieren müssen. Zugleich erwarten viele keine existenzsichernde Rente, wenn sie selbst einmal alt geworden sind. Mit einigen Reformen will die Bundesregierung mehr Stabilität und Vertrauen ins System zurückbringen.

■ Kapitalstock

Dabei spielen Geldanlagen an den Kapitalmärkten erstmals eine wichtige Rolle. Die gesetzliche Rente will die Bundesregierung durch ein Generationenkapital, auch manchmal Aktienrente genannt, absichern. Der Bund zahlt zwölf Milliarden Euro jährlich in eine „Stiftung Generationenkapital“ ein. Bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts wird mit diesem schuldenfinanzierten Geld ein Kapitalstock von mehr als 200 Milliarden Euro aufgebaut.

Das Kapital wird zum großen Teil von maximal 80 Prozent an den Kapitalmärkten angelegt. Das übernimmt der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo), der auch die Rücklagen für die Entsorgung des Atommülls verwaltet. Aus den Investments an den Börsen erhoffen sich deren Experten eine Rendite von sechs Prozent im Jahr. Die eine Hälfte davon wird für den Abbau der Schulden verwendet, die andere Hälfte soll in die Rentenkasse fließen. Diese zusätzlichen Einnahmen helfen bei den Begrenzung des Anstiegs des Beitragssatzes. So das Kalkül.

Der Kern der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt das Umlagesystem. Mit den Beiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden dabei Monat für Monat die Bezüge der Rentner bezahlt.

■ Geld für Rentenkasse

Ab 2026 soll der Fonds jährlich zehn Milliarden Euro an die Rentenkasse ausschütten. Aber allein im vergangenen Jahr gab die Deutsche Rentenversicherung rund 380 Milliarden Euro aus. Die erhofften Zusatzeinnahmen entsprächen also gerade einmal 0,3 Prozentpunkten beim Beitragssatz. Von einem Umstieg auf ein kapitalgedecktes Rentensystem kann daher keine Rede sein. Das Generationenkapital ist allenfalls eine kleine Ergänzung des bestehenden Systems.

Das zweite kapitalgedeckte Element ist die Reform der Riesterrente. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will die private Zusatzvorsorge zu einem bedeutenden Standbein machen. „Experten haben errechnet, dass man nach 40 Jahren sogar Millionär sein kann, wenn man 250 Euro im Monat spart und damit die staatliche Förderung voll ausnutzt“, wirbt der Minister für seine Pläne.

■ Vorsorgedepot

Das Geld soll in ein Altersvorsorge-Depot eingezahlt werden. Mit der gesetzlichen Rente hat dies nichts zu tun. Die Reform der Riester-Rente ist überfällig, das diese kaum eine ansprechende Zusatzvorsorge ermöglicht hat. Die Produkte sind zu teuer und zu stark reguliert, um eine gute Rendite zu erzielen. Das soll sich mit dem Altersvorsorge-Depot ändern. Der Gesetzentwurf dazu liegt nun vor. Künftig sollen Förderberechtigte zwischen 120 Euro und 3000 Euro im Jahr in das Depot einzahlen können. Für jeden Euro gibt es einen staatlichen Zuschuss von 20 Cent. Für jedes Kind kommen weitere 25 Cent Förderung dazu. 2026 sollen dann die ersten Verträge dafür abgeschlossen werden können.

■ Risikostufen

Neu ist auch, dass die Sparer zwischen verschiedenen Risikostufen wählen können. Bei Garantieprodukten ist festgelegt, dass zu Beginn der späteren Rentenzahlung 80 Prozent oder sogar 100 Prozent des eingezahlten Kapital erhalten bleiben müssen. Beim Vorsorge-Depot dürfen Anleger ein höheres Risiko eingehen und zum Beispiel in Aktien investieren. Das birgt die Möglichkeit von Verlusten, aber auch die Chance auf hohe Renditen.

Millionär, wie von Finanzminister Christian Lindner in Aussicht gestellt, würden Sparer aber nur, wenn sie es schaffen, mit dem Höchstbetrag der Anlage eine durchschnittliche jährliche Rendite von über acht Prozent zu erreichen – und das immerhin 40 Jahre lang.

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