München/Walldorf – Besser könnte es eigentlich nicht laufen: Der baden-württembergische Softwarekonzern SAP hat im dritten Quartal trotz einer angespannten Wirtschaftslage in vielen Regionen deutlich mehr verdient als erwartet. In den Monaten Juli bis September kletterte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro, wie SAP am späten Montagabend in Walldorf mitteilte.
Damit setzt SAP seinen Höhenflug fort, an der Börse hat sich der Wert der Aktie innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppelt (siehe Grafik).
Für die Deutsche Börse wird das zunehmend zu einem Problem: In ihrem Deutschen Aktienindex, dem Dax, bündelt die Börse die größten an der deutschen Börse gelisteten Unternehmen in einem Index, gewichtet nach ihrer Größe.
Größe heißt konkret: Marktkapitalisierung. Also die Anzahl der handelbaren Aktien eines Unternehmen multipliziert mit dem aktuellen Börsenkurs. Das bedeutet: Steigt der Aktienkurs eines Dax-Konzerns, steigt die Marktkapitalisierung und damit das prozentuale Gewicht im Dax. Mit einer Marktkapitalisierung von über 250 Milliarden Euro hat SAP inzwischen mehr als 15 Prozent des gesamten Börsenwerts aller 40 Dax-Konzerne erreicht. Siemens, die Nummer zwei in Deutschland, kommt auf knapp 150 Milliarden Euro, das entspricht einem Dax-Gewicht von knapp zehn Prozent.
Damit am Ende nicht ein Konzern den gesamten Dax dominiert, hat die Deutsche Börse das Gewicht der Dax-Unternehmen auf inzwischen 15 Prozent gedeckelt, immer zum Quartalsende wird geprüft.
Setzt SAP seinen Höhenflug fort, könnte das für Anleger paradoxerweise einen negativen Effekt haben: Indexfonds (ETF), die einen Aktienindex wie den Dax eins zu eins nachbilden, könnten gezwungen sein, SAP-Aktien zu verkaufen – um die 15-Prozent-Grenze zu erfüllen. Das könnte den Kurs negativ beeinflussen.
Das einstige Dax-Schwergewicht Linde hatte sich wegen der Kappungsgrenze vor einigen Jahren von der Deutschen Börse verabschiedet und ist seitdem in New York notiert. Damit sich eine ähnliche Flucht nicht wiederholt, hatte die Börse die Kappungsgrenze von zehn auf 15 Prozent erhöht – und trotzdem gibt es Ärger. „Wir sind nicht glücklich mit dieser Grenze“, erklärte SAP-Finanzchef Dominik Asam dem „Handelsblatts“. SAP sei in der Sache mit der Deutschen Börse aber im Gespräch.
SH/DPA