Große Batteriespeicher, wie dieser hier in China, können mit 400 MW so viel Leistung liefern, wie ausgewachsene Gaskraftwerke. in Deutschland sollen vergleichbare Anlagen entstehen. © IMAGO
München – Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne lässt sich nicht steuern. Das ist grundsätzlich schlecht: Viele Verbraucher können sich nicht nach dem Wetter richten, das Ausregeln von Überschüssen und Unterdeckung kostet viel Geld. Eine kurzfristige Lösung kennen viele Eigentümer mit PV-Anlage gut: Batteriespeicher. Bereits wenige Kilowattstunden Kapazität reichen, um ein Haus viele Tage im Jahr autark zu versorgen. 2024 überschritt die Leistung aller Batteriespeicher bereits jene der Pumpspeicherkraftwerke. Das zeigt die Datenbank Energy Charts des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme. Mit über elf Gigawatt Leistung könnten die Batterien damit rechnerisch rund 1,5 Stunden lang die Leistung von elf mittlere Atomreaktoren liefern.
Diese Idee wird nun deutlich größer gedacht: Kommerzielle Betreiber entwickeln Speicher, die leicht die 100 000-fache Größe einer Haushaltsanlage erreichen. Einer davon ist der Münchner Entwickler Eco Stor. Bis vor Kurzem hat das junge Unternehmen – erst 2021 gegründet – Projekte mit einer Speicherleistung von acht bis 25 Megawattstunden gebaut. Allein das derzeit im Bau befindliche Projekt im norddeutschen Bollingstedt wird diese Dimension 2025 fast um den Faktor zehn sprengen. Weitere Speicher werden mit Kapazitäten mit bis zu 700 Megawattstunden geplant.
„Das hat vor allem mit den größeren Strompreisschwankungen durch Wind- und Solarstrom zu tun“, erklärt Hans Urban, freier Berater bei Eco Stor. „Batteriespeicher bekommen keine Förderung. Sie kaufen den Strom, wenn er reichlich vorhanden und günstig ist, das ist dann fast immer zu 100 Prozent Erneuerbarer Strom. Und sie verkaufen ihn, wenn er teuer ist.“
Das Geschäft läuft innerhalb eines Tages: „Ein Speicher läuft derzeit ökonomisch am besten, wenn er im Schnitt zwei Stunden einspeichern und zwei Stunden ausspeichern kann. Das ist super, um die Mittagsspitze der Solarenergie auf den Morgen oder den Nachmittag zu strecken, wo es meist knapper ist“, so Urban.
Das sei für Investoren interessant: „Aktuell sind die Margen auskömmlich, auf das Eigenkapital gibt es etwa 15 Prozent Rendite. Das ist aber auch notwendig, damit Investoren das Geschäftsrisiko tragen.“ Dass gewerbliche Großspeicher entwickelt werden, ist eine neue Entwicklung: „Die ersten größeren Batteriespeicher wurden bisher meist in der Regelleistung eingesetzt“ so Hans Urban. Das ist eine Dienstleistung für die Netzbetreiber, die ausgeschrieben wird. „Das Zwischenspeichern von Strom wurde erst mit den größeren Schwankungen im Strompreis rentabel und funktioniert wirtschaftlich auch nur, weil der zwischengespeicherte Strom nicht doppelt mit Netzentgelten belastet wird. Die derzeit hierfür geltende Ausnahmeregelung wurde kürzlich bis 2029 verlängert.“
Insgesamt entwickelt Eco Stor gerade ein Gigawatt Speicherleistung. Das Geschäft ist auch für die fossile Industrie interessant: Anfang 2024 wurde ein anderer Münchner Entwickler, Kyon, von Total Energies aufgekauft. Projektpipeline: Sieben Gigawatt.
Grundsätzlich dürfen Speicherbetreiber immer bauen, wenn sie Grundstücke und Netzanschluss haben. Mehr Speicher sind gut für Verbraucher, weil die Betreiber sich gegenseitig unterbieten. Durch eine aktuelle Novelle des Jahressteuergesetzes hofft Eco Stor auf zusätzliche Sympathien der Kommunen: „Standortkommunen werden in Zukunft zu 90 Prozent an den Gewerbesteuereinnahmen der Batteriespeicherprojekte beteiligt“.
Für 2025 sind insgesamt bereits 2,4 Gigawattstunden Speicherkapazität bei der Bundesnetzagentur angemeldet, wie Energy-Charts Chef Bruno Burger unserer Zeitung sagte. Der Großteil davon sind keine Kleinanlagen mehr. Damit dürften erstmals nennenswerte Kapazitäten an gewerblichen Großspeichern ans Netz gehen. Diese werden aber auch dringend gebraucht, um das staatliche Zubauziel von 16 GWh zu schaffen.