Die vollgepackten Kisten werden in den Transporter verladen und zu den Kunden gebracht.
Reis scannen – und ab in die Tasche. Murat Yasevas packt im Rewe-Lager die Bestellungen.
Zahllose Gänge mit Lebensmitteln prägen das Bild im Lager des Lieferdienstes. Lagerleiter Kyriakos Akritidis hat den Überblick. © Marcus Schlaf (3), Markus Götzfried (2)
R06 M30 steht auf einem Schild, daneben E01. Klingt wie ein Geheimcode, aber wenn Murat Yasevas den Buchstaben und Zahlen folgt, findet er Reis statt Reichtümer. Er greift eine Packung und scannt den Code darauf mit einem kleinen Gerät. Dann packt er sie in eine lila Tüte in einer grauen Box und schließt den Deckel. Sie ist voll – und kann das Rewe-Lager verlassen. Von der 5000-Quadratmeter-Halle im Gada-Gewerbegebiet Bergkirchen (Kreis Dachau) aus beliefert der Einzelhandelskonzern auch Münchner Haushalte. Ein Blick hinter die Kulissen.
Murat Yasevas ist einer von rund 130 Mitarbeitern aus fast 100 Nationen. Einige kümmern sich – wie er – darum, die Bestellungen zusammenzustellen, andere füllen das Lager auf oder liefern die Pakete montags bis samstags zwischen 7 und 22 Uhr mit Lastern aus. „Die Kommissionierer erhalten damit automatisch Aufträge“, sagt Kyriakos Akritidis (30) und zeigt auf das Gerät in Murat Yasevas‘ Hand. Akritidis leitet sowohl das Lager – offiziell: Food Fullfillment Center (FFC) – in Bergkirchen als auch das in Feldkirchen (Kreis München). Von beiden Standorten aus beliefern sie München, das Umland und Augsburg. Im Sortiment sind neben Weißwürsten und Spätzle 10 000 weitere Waren. Obst, Gemüse, Fleisch, Molkereiprodukte, Tiefkühlkost, Getränke.
Trotz der Vielfalt: Manche Bestellungen seien regional schon ziemlich klischeehaft, erzählt Kyriakos Akritidis. Dennoch: In München zählen weder Weißwürste noch Bier zu den meistbestellten Waren. Die fünf häufigsten sind – mit absteigender Beliebtheit – Vollkorn-Toast, Eier, Mozzarella, Fischstäbchen und Eierspätzle. Am Anfang und Ende einer Woche seien Milch, Zucker und Kaffee beliebt. „Da bestellen Büros.“ In der Wochenmitte ordern Familien und wenn das Wochenende naht, landen öfter Chips, Gummibärchen und andere Genussmittel im Warenkorb.
Kunden bestellen über den Online-Shop und eine Künstliche Intelligenz (KI) plant die Touren anhand von Liefermengen, Witterung oder Verkehr. Je nach Vorliebe wird die Ware an die Haustür geliefert, auch im Wunschzeitraum, oder man holt den fertig gepackten Einkauf in einer Filiale selbst ab. Während der Corona-Pandemie erlebten Lebensmittel-Lieferdienste einen regelrechten Boom. „Zum Glück waren wir darauf vorbereitet – unser Lager in Bergkirchen gibt es seit neun Jahren“, so Rewe-Sprecher Andreas Wegner.
Und die Zahl der belieferten Kunden steige seit dieser Zeit leicht an. Darunter seien Singles, Familien, Kindergärten und Büros. Mindestbestellwert je Lieferung: 50 Euro. Dazu kommt eine Liefergebühr. „Ihre Höhe hängt vom Warenkorb und dem gewünschten Lieferzeitraum ab.“ Je größer beides ist, desto niedriger die Gebühr. Die einzelnen Artikel sind grundsätzlich nicht teurer als im Supermarkt. Kommissionierer wie Murat Yasevas bezahle Rewe „deutlich über dem Mindestlohn-Niveau“, so Wegner. Dazu komme Weihnachtsgeld plus eine Leistungsprämie.
80 000 Münchner Haushalte haben 2023 bei Rewe bestellt, so Clemens Bauer, Geschäftsleitung E-Commerce. „München wächst stark.“ Der Umsatz liege in der Isarmetropole heuer bei 70 Millionen Euro.
REGINA MITTERMEIER