INTERVIEW

Smarte Roboter für die Industrie

von Redaktion

Wie die BMW-Ausgründung Idealworks Fabriken automatisiert

Die Roboter von Idealworks (in gelb) finden ihren Weg von alleine – und weichen Hindernissen aus. Trainiert werden sie in den digitalen Zwillingen der Fabriken. © oliver jung

Beim Begriff KI denken viele an Textprogramme wie ChatGPT. Die Künstliche Intelligenz kann aber auch Industrieroboter klüger machen. Die junge BMW-Tochter Idealworks macht daraus ein Geschäftsmodell. Ursprünglich gegründet, um die Werke des Münchner Autoriesen zu optimieren, verkauft die Firma heute selbstdenkende Roboter in die ganze Welt. Im Interview erklärt Technik-Chef Jimmy Nassif, wo die Reise hingeht.

Herr Nassiv, Idealworks ist ein junges Unternehmen. Wo kommen Sie her?

Wir sind seit 2015 eine Einheit der BMW-Gruppe. Wir wurden 2020 als eigene Firma ausgegründet, um die Kosten für die Logistik zu senken – unter anderem mit einem eigenen Roboter, der Gegenstände in einer Fabrik von A nach B transportiert.

Solche Roboter gab es aber davor schon.

Die meisten sind geführte Roboter, die anhand von Linien am Boden oder QR-Codes einen bestimmten Weg abfahren. Unser Roboter ist autonom, kann sich also frei bewegen und weicht Hindernissen automatisch aus. Die Technologie setzt BMW seit 2015 ein. Und 2019 haben wir dann gemerkt, dass es auch außerhalb der Gruppe Bedarf dafür gibt.

Und heute?

Heute haben wir rund 25 Kunden, darunter Toyota. Wir beliefern aber nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch Logistiker, Einzelhändler und Zulieferer. Wichtig ist, dass wir nicht nur die Roboter anbieten, sondern das ganze Ökosystem darum herum.

Erklären Sie das bitte.

Wir haben gemerkt, dass reine Hardware die Bedürfnisse nicht befriedigt. Deshalb haben wir eine IT-Plattform entwickelt, die nicht nur unsere Roboter steuern kann, sondern auch die von dritten Parteien. Diese Plattform heißt Anyfleet. Und wir bieten eine Simulationssoftware, mit der man einen digitalen Zwilling einer Fabrik erstellen kann. Damit kann man Betriebsabläufe simulieren und Roboter trainieren, ohne dass Fehler in der Realität passieren. Das nennen wir iw.sim. Damit haben wir zum Beispiel die Produktion im BMW-Werk in Spartanburg optimiert. Außerdem werden alle neuen BMW-Fabriken damit geplant.

Wie groß schätzen Sie den Bedarf ein?

Ich bin sicher, dass jede Industrie irgendwann mit Simulationen arbeiten wird. Einfach weil es immer Veränderungen gibt und es deutlich billiger ist, diese zu simulieren, als es in der Realität auszuprobieren. Dazu kommt das Roboter-Training.

Und wie groß ist die Nachfrage nach den Robotern?

In Europa sind die Arbeitskosten hoch, abgesehen davon bekommt man nur noch schwer neue Arbeitskräfte. Hier besteht Nachfrage. In den USA ist es anders, dafür ist der Automatisierungsgrad dort bislang deutlich geringer. Hier gibt es also auch Potenzial. Was uns in Deutschland hilft, ist dass der Maschinenbauverband VDMA einen Softwarestandard für Robotik entwickelt hat. Einfach weil wir hier in Deutschland weiter sind als viele andere. Das sorgt dafür, dass Plattformen wie Anyfleet mit verschiedenen Herstellern kompatibel sind. In den USA wird es anders laufen: Dort werden wir versuchen, den ersten Automatisierungsschritt mit unseren Robotern zu machen und den zweiten mit unseren Steuerungs-Plattformen.

Haben Sie Partner für den Wachstumskurs?

Ende 2023 ist die Münchner Firma Agile Robots bei uns eingestiegen. Das ist eine Ausgründung aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Der größte Aktionär von Agile Robots ist die Softbank Gruppe.

Sie haben also das nötige Geld im Rücken.

Grundsätzlich haben wir weniger einen Finanzinvestor gesucht, das kann BMW sich auch leisten. Wir waren auf der Suche nach einem strategischen Partner. Agile Robots stellt stationäre Roboter-Arme her, was eine gute Ergänzung zu unseren mobilen Geräten ist. Außerdem sind sie sehr stark auf den asiatischen Markt konzentriert, wo wir noch Potenzial offen haben. Zudem haben sie kürzlich Franka Emika gekauft, die sehr weit in der Forschung an Roboterarmen sind. Als Gruppe können wir also ein rundes Komplettpaket anbieten.

Sie arbeiten eng mit dem amerikanischen Chip-Hersteller Nvidia zusammen. Weshalb?

Weil wir glauben, dass die Chips von Nvidia uns hinbringen, wo wir hinwollen. Omniverse, die dazugehörige Nvidia-Software, auf der unser Simulationsprogramm aufbaut, ist führend in diesem Bereich. Damit simulieren Auto-Hersteller schon ganze Städte, um ihre Fahrsysteme zu traineren. Oder Hollywood-Studios, die Filme damit gestalten. Ich denke, dass diese Technologie in den nächsten Jahren den Ton angeben wird. Und da wir schon lange so eng mit Nvidia zusammenarbeiten, haben wir natürlich ein tiefes Verständnis von der Technologie. Und wir brauchen natürlich auch die Chips selbst.

Für die Rechenleistung?

Genau. Viele Firmen lassen die KI heute in der Cloud rechnen, also auf einem Server, der die Ergebnisse via Internet an den Roboter schickt. Das ist aber schlecht, wenn es Verbindungsprobleme gibt. Mit den Nvidia-Chips kann unser Roboter einen großen Teil selbst rechnen und sich damit weitgehend autark bewegen.

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