Besonders in Berufen wie Pflege, Lehre und Fahrzeugführung sind Angestellte häufig überlastet, weil zu wenig Personal eingestellt wird. © Christoph Schmidt/dpa
Berlin – Für Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und seinen Wirtschaftskollegen Robert Habeck (Grüne) hat der Kampf gegen den Fachkräftemangel in Deutschland hohe Priorität. Das haben die beiden in der Regierung verbliebenen Minister oft genug deutlich gemacht. Auch betroffene Unternehmen lassen sich oft einiges einfallen, um die Lücken in ihren Belegschaften zu schließen. Doch wie wirken sich Engpässe im Kolleginnen- und Kollegenkreis auf die Beschäftigten in den Betrieben aus?
Wo sind die Engpässe am größten?
Laut einer neuen Erhebung aus der Studienreihe „DGB-Index Gute Arbeit“ liegt der Anteil der in sehr hohem oder hohem Maß Betroffenen bei Lehrkräften, Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege, Fahrzeugführerinnen und -führern sowie Erzieherinnen und Erziehern zwischen 60 und 70 Prozent. Insgesamt berichten 46 Prozent aller Beschäftigten von Personalmangel. Die entsprechenden Probleme gibt es übrigens nicht nur in Arbeitsbereichen bei typischen Engpassberufen, sondern – in etwas geringerem Umfang – auch zum Beispiel in einem sehr verantwortungsvollen Bereich wie der Organisation in einem Unternehmen (37 Prozent).
Was sind die typischen Folgen von Personalmangel?
Natürlich sind Engpässe ein Problem für Unternehmen. Aber – so der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) – auch für die Beschäftigten sind die Auswirkungen oft verheerend. Die Studie stellt fest: „Der Druck auf die verbliebenen Beschäftigten wird erhöht.“ So zumindest berichten es viele Betroffene. Drei Viertel (76 Prozent) der Befragten, die über großen Personalmangel in ihrem Arbeitsbereich berichten, müssen wegen des fehlenden Personals zusätzliche Aufgaben übernehmen. 60 Prozent berichten über erhöhtes Arbeitstempo zum Ausgleich der Folgen des Personalmangels – mit allen möglichen Folgen für die Gesundheit.
Was ist bei den Betroffenen noch typisch?
Der Einfluss der Beschäftigten auf die eigene Arbeitsgestaltung sinkt. Jeweils 57 Prozent geben an, dass sie aufgrund des Personalmangels Überstunden machen beziehungsweise ihre Arbeitszeiten an die betrieblichen Erfordernisse anpassen müssen. Für 30 Prozent führt der Personalmangel laut der Erhebung dazu, dass sie Aufgaben übernehmen müssen, für die sie nicht qualifiziert sind. Der Gewerkschaftsbund warnt vor Auswirkungen auf die Qualität der Leistungen für betroffenen Schüler, Patienten oder Fahrgästen etwa von Bussen.
Ist bei den Betroffenen wenigstens Land in Sicht?
Meist nicht – im Gegenteil. Von den Beschäftigten, die in (sehr) hohem Maß von Personalmangel betroffen sind, berichten 72 Prozent, dass aufgrund dieser Situation weitere Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsbereich verlassen hätten. Bei 39 Prozent der Betroffenen war dies sogar in hohem Maß der Fall, so der DGB. „Personalmangel und die damit verbundenen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen können eine Abwärtsspirale in Gang setzen“, schlussfolgern die Autoren. „Je länger der Personalmangel andauert, desto häufiger wird davon berichtet, dass Kolleg*innen den Arbeitsbereich verlassen.“