Elektroautos vom Typ Explorer stehen auf Autotransportern auf dem Werksgelände von Ford. © Vennenbernd/dpa
Köln – Der US-Autobauer Ford will bis Ende 2027 in Deutschland 2900 Stellen abbauen und so die Kosten senken. Der Standort Saarlouis ist von den aktuellen Plänen nicht direkt betroffen, da der Stellenabbau dort bereits in vollem Gange ist und bereits 2025 den Produktionsbetrieb von Verbrennermotoren einstellt. Laut Unternehmen sollen die meisten Arbeitsplätze im Kölner Werk wegfallen. Dort sind die Europazentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt. Nach Betriebsratsangaben hat Ford in der Domstadt derzeit rund 11 500 Stellen – das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte.
Eine Hiobsbotschaft für das Werk in Köln, wo die Stimmung unter den Ford-Beschäftigten ohnehin schon getrübt ist, schließlich sind derzeit rund 2000 Beschäftigte in der Produktion in Kurzarbeit. Als Reaktion auf den überraschenden Jobabbau kündigte der Betriebsrat „erbitterten Widerstand“ an. „Es ist ein schwarzer Tag für Ford“, sagte der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka, und übte scharfe Kritik am Management. „Ich kann mich nicht an so ein rücksichtsloses Vorgehen des Konzerns erinnern.“ Es werde bei Ford in Köln wahrscheinlich eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geben, wie es sie noch nie gegeben habe. „Wir werden diese Schrumpfung nicht unterstützen“, sagte er. Gruschka wies darauf hin, dass betriebsbedingte Kündigungen laut einer Betriebsvereinbarung bis Ende 2032 ausgeschlossen seien.
Dennoch gab sich Ford-Manager Marcus Wassenberg entschlossen und stellt den drastischen Schritt in Köln als unvermeidlich dar. „Wir stehen fest zu Europa, wir stehen fest zu Deutschland, aber in dieser schwierigen Transformation müssen auch wir unsere Kosten anpassen“, sagte er. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren hohe Verluste im Pkw-Segment hinnehmen müssen. Vor allem die Kosten der Umstellung auf Elektroautos belaste die Unternehmenskasse. Wolle man auch zukünftig „ein starkes Geschäft in Europa“ betreiben, sei ein solcher Schritt notwenig. Neben den Pkw-Verlusten beklagt Ford auch die Stromer-Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele. Solche Vorgaben seien aus Sicht des Autobauers ein Hemmschuh für das separate Geschäft mit Verbrennungsmotoren.
Ford steht mit seinen Problemen nicht allein da. Letztlich sind derzeit alle deutschen Autobauer stark unter Druck. Nach dem Wegfall einer staatlichen Elektroauto-Förderung ist die Nachfrage eingebrochen, und auch die lahmende Konjunktur und Jobängste führen zu einer Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Wassenberg appellierte an die Politik, die Marktbedingungen zu verbessern. „Wir brauchen die Rückkehr zu verlässlichen Rahmenbedingungen“, sagte er. „Wir brauchen Maßnahmen und Abstimmungen mit den Sozialpartnern, damit dieser Standort wieder kostengünstig produzieren kann.“ Das Management untermauerte seinen Appell. In Deutschland und Europa fehlten „eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität“, moniert die Ford-Chefetage.
Ford hat in den Jahren 2023 und 2024 knapp zwei Milliarden Euro in seinen Kölner Standort investiert, um Elektroautos produzieren zu können. Die Herstellung des Kleinwagen-Verbrennermodells Fiesta wurde eingestellt. Inzwischen rollen in Köln zwei E-Automodelle von Ford vom Band – es sind die ersten Pkw-Serienmodelle aus Europa. Doch die hohen Erwartungen konnten bislang nicht erfüllt werden. Das Management musste sich neu aufstellen, als Deutschlandchef Martin Sander in diesem Sommer überraschend zu VW wechselte. Andere führende Manager kehrten Ford ebenfalls den Rücken.
Um die Probleme zu lösen, setzt Ford nun weiter auf einen Schrumpfkurs. 2018 hatte der Autobauer noch knapp 20.000 Beschäftigte in der Domstadt, Ende 2027 dürften es weniger als die Hälfte davon sein.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) nannte den Jobabbau-Ankündigung „schwer zu ertragen“. Die Ford-Beschäftigten seien die Leidtragenden des Strukturwandels in der Autoindustrie. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht die Verantwortung bei Ford. Mit seiner Milliarden-Investition habe der Autobauer sich klar zu Köln und der Elektromobilität bekannt. „Ich habe die klare Erwartung, dass die Unternehmensführung zu ihrem Wort weiter steht.“