Trump lässt Bitcoin explodieren

von Redaktion

Die Wahl von Donald Trump hat den Bitcoin in neue Höhen katapultiert. Am Markt wird erwartet, dass er Kryptowährungen weniger stark regulieren will. © Brandon Bell/AFP

Anleger in Kryptowährungen gelten bislang als Gewinner der Wahlen in den USA. Seit dem 5. November hat der Bitcoin rund 30 Prozent gewonnen. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte der Branche im Wahlkampf Hoffnungen auf Verbesserungen im Bereich der Überwachung und Regulierung gemacht. Er versprach, die USA zum Hotspot für digitale Währungen machen.

Ein dezidierter Rechtsrahmen für Kryptowerte müsse in den USA erst entwickelt werden, betont Alexander Bechtel vom Vermögensverwalter DWS. Hier hoffe die Branche aber auf einen pragmatischen Kurs. Auch geht der Markt offenbar davon aus, dass Trump die entscheidenden Regierungspositionen mit Personen besetzen wird, der der Branche positiv gegenüberstehen.

Der Bitcoin profitiere davon, dass die Regierung Trump mehr Klarheit bei der Regulierung von Krypto-Wertpapieren schaffen wolle, bestätigt Daniel Bathe vom Fondsmanager Union Investment. Die USA, so Bathe, könnten beispielsweise eine Klassifizierung von Krypto-Wertpapieren vornehmen: „Damit wäre klar, ob beispielsweise ein Coin oder ein non-fungible token (NFT) ein Wertpapier ist“.

Würden Bitcoin als Wertpapier eingestuft, unterlägen sie ähnlichen Vorschriften wie andere Wertpapiere, wodurch Anleger womöglich besser abgesichert würden. Der Status als Wertpapier könnte auch den Handel erleichtern und die Integration in traditionelle Finanzmärkte beschleunigen. Bisher hatte sich die US-Börsenaufsicht SEC aber geweigert, diese Einstufung vorzunehmen.

Der SEC-Vorsitzende Gary Gensler ist wegen seiner eher distanzierten Haltung gegenüber dem Kryptomarkt und dessen teilweise schillernden Protagonisten bei Anhängern des Kryptogeldes herzlich unbeliebt. Nun hofft die Branche offenbar auch auf eine Neubesetzung der SEC-Spitze. Die republikanische Mehrheit in beiden US-Kongresskammern erhöhe die Chancen auf eine zeitnahe Verabschiedung wichtiger Regulierungsmaßnahmen, sagt DWS-Experte Bechtel.

Der Markt hoffe außerdem auf die mögliche Aussetzung einer Rechnungslegungsvorschrift, die US-Banken derzeit faktisch von der Verwahrung von Kryptowerten ausschließt. Für zusätzliche Dynamik sorgte zuletzt schließlich die Diskussion um eine staatliche Bitcoin-Reserve. Die republikanischen US-Senatorin Cynthia Lummis hatte eine solche wiederholt gefordert. Allein die Vorstellung, dass die US-Regierung direkt in Bitcoin investieren könnte, befeuere die Marktstimmung, erklärt Bechtel.

Experten wichtiger US-Medien halten den Sprung über die 100 000 Dollar- Marke zur Amtseinführung von Donald Trump im Januar für möglich.

Immer mehr US-Investoren glauben überdies, dass der Bitcoin zum Vermögensaufbau taugt. In den USA dürfen die Verwalter von ETFs seit Jahresanfang in Bitcoin investieren. Damit ist die Kryptowährung für US-Anleger und institutionelle Investoren leichter handelbar. Die Hürde, das Kryptogeld selbst kaufen und digital verwahren zu müssen, entfällt.

Die wachsende Beteiligung institutioneller Anleger stärke das Vertrauen in Kryptowährungen und deren Akzeptanz, sagt Ulli Spankowski von der Börse Stuttgart. Illustres Beispiel ist der Bitcoin-ETF des US-Vermögensverwalters BlackRock, der nach nur zehn Monaten mehr Volumen vorweisen kann als der hauseigene Gold-ETF.

Unabhängig von den US-Wahlen seien Bitcoin & Co auch in Europa auf dem Weg zum Mainstream, erwartet Spankowski: „Wir sehen eine fortschreitende Akzeptanz von Kryptowährungen bei Privatanlegern und eine beschleunigte Adaption durch institutionelle Investoren“.

Nach geltendem Recht dürfen in der EU keine ETFs zugelassen werden, die nur auf einem einzelnen Basiswert – wie etwa dem Bitcoin – aufsetzen. Als Alternative gelten für europäische Anleger sogenannte Exchangetraded Commodities (ETC), die ähnlich funktionieren, aber anders als ETFs keinen Schutz vor der Insolvenz des Emittenten bieten.

Vor Rückschlägen ist auch der aktuelle Höhenflug nicht gefeit. „Historisch gesehen folgen auf starke Anstiege am Kryptomarkt häufig kurze Rücksetzer“, betont Spankowski. Dessen müssten sich Anleger, die die aktuelle Rallye zum Einstieg in die Kryptowelt nutzen möchten, bewusst sein.

Manche Analysten sagen dem Bitcoin-Kurs bereits eine Abkühlung voraus. Viele hohe Erwartungen seien in den Kursen dieser Tage bereits eingepreist.

Ohnehin gelten Kryptowährungen als hoch volatil. Spankowski verweist auf den ‚Fear and Greed Index‘. Entwickelt vom US-Nachrichtensender CNN, soll dieser Stimmungsindikator Anlegern helfen, eine potenzielle Überhitzung des Marktes zu erkennen. Derzeit liege der Index bei 84 auf einer Skala von 100. Dieser Wert stehe für ‚extreme Gier‘.

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