VW trennt sich in China von Werk in Xinjiang

von Redaktion

Fabrik stand wegen Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Uiguren in der Kritik

Werk von Volkswagen in Urumqi. © Stephan Scheuer, dpa (archiv)

Peking – Volkswagen zieht sich aus seinem Engagement in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang zurück. Das Werk in Urumqi, das mit dem chinesischen Staatskonzern Saic als Partner betrieben wurde, sei verkauft worden, teilte der Volkswagen-Konzern am Mittwoch mit. Käufer ist das chinesische Staatsunternehmen SMVIC, das im Gebrauchtwagengeschäft tätig ist.

Der Standort Urumqi im Nordwesten Chinas war wegen Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Uiguren-Minderheit lange in der Kritik. Mit einer Untersuchung ging VW den Vorwürfen nach.

Volkswagen hatte das Werk zusammen mit dem Autobauer Saic als Joint-Venture betrieben. Als Grund für den Verkauf wurden wirtschaftliche Gründe genannt. Über die Zukunft des Werkes war monatelang verhandelt worden. Seit 2019 werden in Xinjiang keine Autos mehr gebaut.

Aktionärsvertreter begrüßten die Entscheidung. „VW beendet damit die kontroversen Diskussionen“, sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment. „Das ist ein längst überfälliger Schritt, der zeigt, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind“, betonte Janne Werning von Union Investment. Schwäche bei der Unternehmensführung bliebe aber „die Achillesferse von VW“.

Das an VW beteiligte Land Niedersachsen zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung: „Die niedersächsische Landesregierung begrüßt die Veräußerung des Joint-Venture-Standorts in Urumqi und der Teststrecken in Turpan und Anting“, sagte eine Sprecherin. Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte an VW beteiligt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen im Aufsichtsrat. Die Wolfsburger verlängerten zugleich am Dienstag ihren Kooperationsvertrag mit Saic um weitere zehn Jahre bis 2040. Zwischen dem Rückzug aus Xinjiang, der vor wenigen Tagen besiegelt worden sei, und der Vertragsverlängerung bestehe allerdings kein Zusammenhang, hieß es bei VW.

Volkswagen hatte das Werk in der Provinzhauptstadt Urumqi 2013 mit Saic eröffnet – mit einer damals geplanten Vertragslaufzeit bis 2029. Laut VW hatte Saic die Kontrollmehrheit an dem Standort, an dem einst Fahrzeuge montiert wurden, um sie im Westen Chinas zu verkaufen. Doch das Vorhaben auf dem schwächer als erwarteten Markt scheiterte.

Stattdessen wurden in den vergangenen Jahren schwere Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Zwangsarbeit in dem Werk laut. In Xinjiang leben viele Uiguren – eine muslimische Minderheit. Laut Menschenrechtlern hatten Hunderttausende von ihnen über Jahre Unterdrückung erfahren, wurden zur Arbeit gezwungen oder in Umerziehungslager gesteckt. China bestreitet die Vorwürfe.
DPA

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