Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser am Mittwoch in der ARD-Sendung „Maischberger“. © Melanie Grande, WDR
Berlin – Schreie niemals deine Kunden an: das sei einer der wichtigsten Leitsätze für Unternehmer, so der langjährige Siemens-Chef Joe Kaeser. Mindestens einmal könnte auch Kaeser selbst gegen diesen Leitsatz verstoßen haben, wie er am Mittwoch bei der ARD-Sendung „Maischberger“ erzählte.
Mitten in der Nacht habe Elon Musk ihn einmal angerufen, plauderte Kaeser im Berliner Studio aus. Der Tesla-Chef sei sauer gewesen, weil in seiner Autofabrik etwas nicht funktioniert habe. Siemens hatte dort bei der Automatisierung geholfen. Die Technik sei „crap“, schimpfte Musk – „Mist“. Deshalb schnauzte er Kaeser an: „Schaffen Sie besser Ihren Arsch hier rüber, ich will Sie morgen sehen.“ Auch wenn Kaeser kühl konterte – er könne schon kommen, ein Siemens-Experte habe aber bessere Chancen, den Fehler zu beheben – ist die Situation wohl eskaliert. „Das ging nicht sehr lange gut, weil er sich gar nicht mehr beruhigen konnte, aber wir hatten dann die Automatisierung bei Tesla doch ganz gut im Griff“, berichtete Kaeser.
Die Anekdote lässt tief blicken: Musk sei entweder ein „Genie oder einer der perfidesten Menschen auf dem Planeten“, resümierte der heute 67-jährige Kaeser. Künftig soll Musk für den Bürokratieabbau in den USA verantwortlich sein. Kritiker warnen, er werde so lange die Axt an die Behörden legen, bis er und seine Firmen freie Hand hätten. Kaeser formulierte es bei „Maischberger“ diplomatischer: Musk gehe es nicht um Geld, sondern um Macht, die er sich mit der Unterstützung Donald Trumps im US-Wahlkampf nun erkauft habe. Die Frage werde sein, wie der reichste Mensch der Welt, der „extreme wirtschaftliche Interessen“ habe und kein Mittelmaß kenne, mit dieser Macht umgehen werde.
HÖSS