Bitcoin knackt Marke von 100 000 Dollar

von Redaktion

Der künftige US-Präsident Donald Trump sprach im US-Wahlkampf auf einer großen Bitcoin-Konferenz. Er will die Kryptobranche fördern – und hat auch selbst ein kommerzielles Krypto-Projekt. © Mark Humphrey/dpa

Berlin – Gut 16 Jahre nach der Gründung des Bitcoin ist die Kryptowährung erstmals über die Schwelle von 100 000 US-Dollar gestiegen. Die älteste und bekannteste Digitalwährung kletterte in der Nacht stark nach oben und knackte ein Allzeithoch nach dem anderen. Zwischenzeitlich stand der Kurs bei 103 619 US-Dollar.

Vor allem seit den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November hatte der Bitcoin enorm zugelegt. Vor dem Wahlsieg des Republikaners notierte die Kryptowährung noch bei rund 70 000 Dollar. Befürworter sehen im Bitcoin eine Art digitales Gold und einen Schutz gegen Inflation, auch weil nur maximal 21 Millionen virtuelle Münzen geschaffen werden können. Kritiker monieren unter anderem einen hohen Energieverbrauch für den Betrieb des Bitcoin-Systems und weisen auf hohe Kursschwankungen hin.

Bitcoin-Boom dank Donald Trump

Die Investoren versprechen sich aktuell, dass der Wahlsieger Donald Trump eine kryptofreundliche Regulierung umsetzen wird. Die Party-Stimmung der Krypto-Szene wurde am Mittwoch durch die Ankündigung von Trump angeheizt, den Krypto-Befürworter Paul Atkins zu seinem Wunschkandidaten als Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu machen. Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler war dagegen für seinen harten Kurs gegenüber Digital-Währungen bekannt. Gensler hatte am 21. November angekündigt, mit dem Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus im Januar von seinem Posten zurückzutreten. Für viele Krypto-Investoren war Gensler ein rotes Tuch. Unter seiner Führung setzte die SEC generell strikte Regeln für Geschäfte mit Digital-Währungen durch und ging hart gegen Betrugsfälle mit Krypto-Werten vor.

Trump betonte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social die Krypto-Affinität von Atkins: „Er erkennt auch an, dass digitale Assets und andere Innovationen entscheidend sind, um Amerika größer zu machen als je zuvor.“ Sollte Atkins tatsächlich SEC-Chef werden, rechnen Experten damit, dass weitere Krypto-ETFs zugelassen werden. Bislang gibt es nur Bitcoin und Ether als ETFs in den USA. Am ersten Handelstag wurden allein auf den Bitcoin-ETF von BlackRock Optionen im Wert von knapp zwei Milliarden Dollar gehandelt.

Nach dem Abtritt von Gensler hoffen viele Kryptoanleger nicht nur auf eine laxere Aufsicht, sondern wetten darauf, dass die neue US-Regierung unter Trump ein Gegengewicht zur staatlichen Gold-Reserve in Bitcoin anlegen wird. Die USA besitzen über 8100 Tonnen des Edelmetalls im Wert von rund 670 Milliarden US-Dollar und sind damit der größte bekannte Goldinvestor der Welt.

Im Wahlkampf blieb aber unklar, ob Trump lediglich Bitcoins in einer Kryptoreserve anhäufen möchte, die durch US-Behörden beschlagnahmt worden sind, oder seine Regierung aktiv Bitcoin aufkaufen wird. Die republikanische Senatorin Cynthia Lumis aus dem US-Bundesstaat Wyoming, die als eine Vertraute von Trump gilt, hatte vorgeschlagen, im Zeitraum von fünf Jahren insgesamt eine Million Bitcoin anzukaufen und für mindestens 20 Jahre zu halten. Da die Höchstmenge der Bitcoins auf 21 Millionen Stück begrenzt ist, wären das knapp 4,8 Prozent der Bitcoin-Gesamtbestände.

Spekulation auf die Kryptoreserve

Als weitere Ursache für den Wertzuwachs des Bitcoin sehen Experten die Anlagestrategie des US-Unternehmens MicroStrategy. Firmenchef Michael Saylor gilt als Hardcore-Bitcoiner und schaffte bislang umgerechnet rund 32 Milliarden US-Dollar in der Digital-Währung mit dem Geld aus Unternehmensanleihen an. Kürzlich hatte MicroStrategy die Aufnahme neuer Schulden in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar angekündigt. Die Verschuldung erfolgt über die Ausgabe von sogenannten Wandelanleihen und ist institutionellen Investoren vorbehalten. Das frische Kapital will MicroStrategy in Bitcoin investieren.

Viele private Anleger, die bislang den Bitcoin mieden, stellen sich jetzt die Frage, ob sie nicht einen lukrativen Trend verpasst haben. Krypto-Influencer wie Roman Reher, der auf YouTube den Bitcoin-Kanal „Blocktrainer“ betreibt, sagen, dass es für einen Einstieg nie zu spät sei. Der Bitcoin-Kurs kenne trotz großer Schwankungen langfristig nur eine Richtung, nämlich nach oben.

Verbraucherschützer warnen vor Bitcoin

Verbraucherschützer warnen dennoch davor, sich vom Kryptofieber anstecken zu lassen. Ob sich der Bitcoin oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, könne niemand seriös vorhersagen, heißt es bei der Verbraucherzentrale. „Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt.“

Verbraucherschützer sehen mehrere Risiken. „Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen.“ Deshalb sei der Bitcoin als Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu empfehlen.

Auch das Verbraucherportal „Finanztip“ sieht mehr Risiken als Chancen. „Der Handel mit Bitcoins ist hochspekulativ. Der Kurs hat sich innerhalb von Wochen schon mal verdoppelt, aber auch wieder halbiert. Es gibt keine Garantie, dass Du Deine Bitcoins in Zukunft mit Gewinn verkaufen kannst.“ Sie könnten auch komplett wertlos werden.

Wer trotzdem Bitcoin kaufen wolle, sollte dafür nur Geld verwenden, auf das man verzichten könne. „Dein Investment sollte nicht mehr als maximal zehn Prozent Deiner gesamten Geldanlage ausmachen.“

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