München – Während die Industrie in einer tiefen Krise steckt, blickt jedes dritte mittelständische Unternehmen in Bayern überraschend zuversichtlich in die Zukunft. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Commerzbank hervor. 34 Prozent, also rund ein Drittel der befragten Firmen, rechnen demnach mit einem Wachstum der eigenen Branche in den kommenden fünf Jahren. 33 Prozent rechnen mit stabilen Verhältnissen.
„Die Unternehmen in Bayern sind gut aufgestellt“, sagte Sebastian Hackl, Gebietsleiter Unternehmerkunden Südbayern der Commerzbank gegenüber unserer Zeitung und sprach von einem „sehr guten Ergebnis“ angesichts hoher Inflationsraten in den vergangenen Jahren und dem Corona-Einbruch in den Jahren zuvor.
Befragt wurden laut Commerzbank kleine und mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 15 Millionen Euro. Dazu zählen das Handwerk, beratende Berufe, Heilberufe, Dienstleister, Handel und verarbeitendes Gewerbe. Bundesweit wurden 1600 Betriebe befragt, 100 davon aus Bayern. Nicht unbedeutend in diesem Zusammenhang: Befragt wurden die Unternehmen in den Monaten Juli und August.
Sebastian Hackl ist sich aber sicher, dass sich an der Zuversicht in den Unternehmen seitdem wenig verändert hat – trotz neuer geopolitischer Vorzeichen, etwa der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten im November. Bezogen auf die Kunden der Commerzbank in Bayern sagte Hackl: „Ich sehe in der Kundschaft keine große Aufregung.“ Die Unternehmenskunden seien nach wie vor „positiv gestimmt“. Bayern sei wirtschaftlich ohnehin besser unterwegs als der Rest Deutschlands.
Der Optimismus im Freistaat spiegelt sich auch in der Investitionsneigung der Unternehmen wider: In der Umfrage gaben 60 Prozent der Firmen an, in den kommenden drei Jahren in Anlagen, Maschinen, Technik und in die IT investieren zu wollen. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt hatten lediglich 43 Prozent der befragten Firmen angegeben, in diesen Bereichen investieren zu wollen. Commerzbank-Manager Hackl sieht darin eine gute Nachricht für den Standort Bayern: „Wenn ich investiere, habe ich als Unternehmer den Mut und die Zuversicht, dass es weitergeht“, sagte er.
Dennoch sehen etliche Betriebe einen großen Verbesserungsbedarf bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. 45 Prozent der befragten Firmen im Freistaat wünschen sich Bürokratieabbau und weniger Regulierung, 31 Prozent fordern steuerliche Entlastungen. Trotz der Zuversicht im Mittelstand gibt es offenbar noch Luft nach oben.
SH